Soulmates – Der Partner fürs Leben

In den letzten Tagen habe ich mir die neue Amazon Prime Serie „Soulmates“ angesehen. Sie hat mich gleichermaßen verstört und zum Grübeln gebracht.

Die perfekte Sünde

Aber nun kommen wir zum großen Finale, der Kernfrage für mich:  

Was wäre, wenn das tolle System deinen Traumpartner ermittelt hat, aber du trotzdem nicht glücklich mit ihm bist? Kein  Happily Ever After. Keine flauschigen rosaroten Wattewolken. Was dann?  

In einem ersten Stadium lassen dich die Euphorie und dein Hirn vielleicht glauben, dass du dich wirklich verliebt hast. Aber irgendwann lebst du mit dem neuen Partner zusammen, hast dich an ihn gewöhnt, der Alltagstrott ist eingekehrt … und dann siehst du wieder Ecken und Kanten. Schließlich ist der Seelenverwandte (zum Glück!) keine Maschine, sondern ein Mensch. Und kein Mensch ist perfekt: Jeder von uns hat Macken und trägt ein Päckchen mit negativen Erfahrungen auf dem Rücken.  

Aber was nun viel schlimmer ist  

Nicht du hast dir deinen Traumpartner ausgesucht, sondern ein System. Nicht du hast dich für den Menschen hinter dem Ideal entschieden, weil dein Herz nicht anders kann, weil deine Welt ohne ihn trist und grau ist, weil alles in dir zu ihm will – sondern ein System hat dir gesagt, dass dieser Mensch perfekt für dich ist. Und wenn die Wissenschaft das sagt, muss es ja stimmen. Irgendeinen höheren Grund muss es ja geben, dass ihr gematcht wurdet. Kein Fehler möglich. Oder?  

Was wäre, wenn? 

Tja und dann denkst du an früher zurück. An deinen unperfekten Partner. Deine Familie. Oder an das Girl Next Door, dem du keine Chance gegeben hast. Und fragst du dich wieder: Was wäre, wenn? 

Dieser Elefant steht die ganze Serie über im Raum und verbreitet schlechte Stimmung: Ist mein Soulmate wirklich der Richtige für mich? Oder ist mein Glück eigentlich die ganze Zeit schon längst neben mir? 

Die Gier als Treibkraft

Letztlich ist es die ekelhafte Gier, die das System von Soul Connex so erfolgreich macht. Die Menschen können sich nicht damit zufrieden geben, was sie haben. Sie streben immer nach mehr, nach etwas Besserem. Obwohl die Serie nur Fiktion ist, eine Utopie, erkenne ich Ansätze davon schon in der heutigen Zeit: Warum will sich die Generation Beziehungsunfähig nicht fest binden? Wieso wird fleißig weiter geswipt, obwohl der Partner nebenan im Bett liegt? Weil sich keiner festlegen will. Es könnte ja noch etwas Besseres um die Ecke kommen. Oder weil man schon ganz schön lange mit demselben Partner zusammen ist und es langsam langweilig wird. Mit einem anderen wäre es bestimmt anders. Oder? Was wäre, wenn?

Was würdest du tun? 

Auch, wenn die Serie für meinen Geschmack teilweise etwas zu skurril und abgefahren ist – sorry! –, hat mich diese Kernfrage lange Zeit nicht losgelassen. Nein, ich würde den Test nicht machen und mich fremdbestimmen lassen. Die Verantwortung über mein eigenes Leben abgeben. Blind folgen. Aber andererseits, wenn mir mein Seelenverwandter auf einem Silbertablett serviert wird … Was würdest du tun?  


Weitere interessante Beiträge
"Twilight", "Lost" und Co.: Wie Filme Liebesdreiecke instrumentalisieren
Weiterlesen

Toxischer Wettbewerb: Wie Filme und Serien Liebesdreiecke instrumentalisieren  

Eine gute Geschichte lebt von reichlich Liebesdrama. Zwei Protagonist:innen verlieben sich ineinander, kommen über Umwege zusammen, bewältigen Abenteuer, dramatische Krisen und am Ende wartet das Happy End. Doch was, wenn aus zwei plötzlich drei werden? Es folgen Eifersucht, Konkurrenz und am Ende der große Liebesbeweis. Wie Liebesdreiecke in Filmen und Serien funktionieren, und warum sie so gefährlich sind