In unserem Lexikon erklären wir die lustigsten, schönsten und interessantesten Dinge rund um die Themen Liebe, Zweisamkeit und alles, was dazugehört
Wenn jemand geht, tut es eigentlich fast immer weh. Ob ein vertrauter Freund oder der Partner: Verlassen zu werden ist furchtbar, erst recht, wenn man jemanden fest in sein Leben integriert und auch in der Zukunft auf ihn gebaut hat. Manchmal kündigt sich das Ende schleichend an, manchmal bringt ein heftiger Streit das Fass ganz plötzlich zum Überlaufen und jemand wünscht den sofortigen Kontaktabbruch. Meist bleibt einem dann zumindest ein Grund, an dem man sich festhalten, auf den man alles schieben kann. Und auch, wenn man selbst die Schuld an der Misere trägt, hat man damit immer noch mehr in der Hand als Verlassene, die vom so genannten Ghosting betroffen sind.
Wenn nichts bleibt
Die nämlich haben gar nichts, nichts. Ghosting beschreibt das Phänomen des urplötzlichen Untertauchens ohne die noch so kleinste Erklärung. Besonders häufig tritt es in der Anfangsphase einer Beziehung auf, wenn das Verhältnis noch nicht betitelt und somit vermeintlich noch keine Verantwortung für irgendwas zu tragen ist. Bei Date Nummer vier war noch alles rosig, die nächste Verabredung wurde ausgemacht, danach noch ein bisschen hin- und hergeschrieben – und plötzlich ist der andere wie vom Erdboden verschluckt. Was zu Beginn schon ziemlich weh tut, reißt einem im fortgeschrittenen Beziehungsstadium schlichtweg den Boden unter den Füßen weg. Die Sachen gepackt, keinen Brief hinterlassen, Mailbox, zwei blaue Häkchen bei WhatsApp und dennoch niemals eine Antwort.
Der feige Geist, den ich nie rief
Was auch immer letztlich dahinter steckt, weiß nur der Flüchtende selbst. Vielleicht hat er Angst, über seine Gefühle zu sprechen, ganz bestimmt sogar. Vielleicht gibt es auch Umstände, die niemand kennt und die ihn zu diesem Handeln zwingen. Trotzdem: Jeder Mensch verdient eine Erklärung, auch wenn die manchmal eine Menge Mut erfordert. Doch jemandem die Antworten zu verweigern, sich trotz mehrfacher Kontaktversuche totzustellen, um der Konfrontation zu entgehen, das kann einfach keine Lösung sein. Ohne ein Wort von der Bildfläche zu verschwinden ist nicht nur feige, sondern auch ungemein verletzend. Verletzender vermutlich, als es jede Begründung sein könnte.