unerhört: Wir haben es verbockt. Lässt sich noch etwas retten?

Er hat sie betrogen, dann wollte sie ihn betrügen. Als schließlich alles aufflog, brach die Beziehung auseinander

Antwort: Sie benötigen einen grundsätzlichen Neuanfang – falls es für den nicht bereits zu spät ist

Wie Sie schreiben, müssen Sie und Ihre Partnerin Verantwortung für das Scheitern Ihrer Beziehung übernehmen. Was Sie erlebt haben, war eine Paar-Dynamik, die sich vielleicht mit einer „sich selbst erfüllenden Prophezeiung“ beschreiben lässt. Sie haben sich selbst den Weg bereitet zu diesem Punkt, an dem Sie nun stehen.

Warum Ihre Partnerin so enttäuscht und verärgert ist, wissen Sie, aber ich möchte es bewusst noch einmal deutlich sagen: Sie haben ihr etwas vorgeworfen, das Sie selbst mehrfach getan haben, aber das nicht zugegeben – bis sie überführt wurden. Sie können nun die Zeit nicht zurückdrehen und müssen sich den Konsequenzen stellen. Inwieweit es sinnvoll sein kann, gemeinsam mit Ihrer Partnerin eine Paarbereitung bei Ihnen in der Nähe aufzusuchen, kann ich aus der Ferne nicht beurteilen. Mein Eindruck ist aber, dass es erfolgsversprechender wäre, würden Sie in einem sicheren und professionellen Rahmen mit externer Hilfe aufarbeiten, was mit Ihrer Beziehung geschehen ist und wie Sie einen grundlegenden Neubeginn versuchen könnten.

Ich glaube nicht, dass Sie Ihre alte Beziehung weiterführen können, Sie müssen eine gänzlich neue Beziehung miteinander beginnen.

Hierzu müssen Sie natürlich zunächst entscheiden, ob dies überhaupt möglich ist. Bei Fragen, die keinen Kompromiss erlauben, verwende ich in der Paarberatung gerne die Übung “Das Innere Team”. Der Grundgedanke dahinter ist, dass unsere Persönlichkeit von verschiedenen Persönlichkeitsanteilen geprägt wird, es gibt lustige, traurige, kindliche, mutige, ängstliche, kritische, fürsorgliche und viele mehr. Jeder dieser Anteile hätte auf die Frage, ob Sie es nochmals miteinander versuchen sollten, eine eigene Antwort in seiner ganz eigenen Tonlage. Und einer dieser Anteile, derjenige, der sich als zuerst in Ihren Gedanken “zu Wort” gemeldet hat, ist der Teamchef, der die konkurrierenden Meinungen der anderen Anteile koordiniert.

Sie könnten mit Ihrer Partnerin gemeinsam herausfinden, welche Anteile welche Meinungen haben. Auf einem gezeichneten Spielfeld mit zwei Spielhälften könnten Sie nun jeweils die fünf wichtigsten Anteile mit der jeweiligen Meinung auf je einen Zettel schreiben und diese wie Spielfiguren beim Fußball aufstellen. Wer steht ganz vorne, wer steht ganz hinten? Wer steht sich gegenüber? Die so sichtbar gewordene Gruppendynamik hilft Ihnen, Ihren Konflikt neu und vielleicht anders zu sehen. Sie können diese Übung zusammen durchführen ohne jemand, der dies anleitet und moderiert, aber das würde ich Ihnen nicht empfehlen.


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