Viele erleben ein Dilemma: je mehr sie sich Mühe geben, weil sie schlechte Erfahrungen nicht wiederholen wollen, umso schwieriger und langwieriger wird die Suche. Und wenn sie stattdessen alle ihre Suchkriterien beiseite schieben und kaum oder gar nicht auf Werte und Gemeinsamkeiten achten, dann werden sie ebenfalls enttäuscht, denn dann klappt die Beziehung natürlich nicht.
Es bedarf also immer einer ungeheuren Menge an Mut und Vertrauen, sich immer wieder auf jemanden einzulassen und damit rechnen zu müssen, erneut verletzt zu werden. Vertrauen bedeutet also weniger, Vertrauen in den anderen, sondern Vertrauen in sich selbst, dass man es dennoch schaffen wird. Dass es einfach NOCH nicht geklappt hat, dass der Weg NOCH nicht zu Ende ist.
Ist es also nur eine Frage der Geduld? Dauert Partnersuche einfach heute so lange, müssen sich Singles damit abfinden, dass sie sehr lange suchen werden?Jein. Es ist gleichzeitig schwerer geworden, den Partner fürs Leben zu finden, obwohl es noch nie so leicht war, neue Kontakte zu knüpfen. Und dieser Widerspruch beschäftigt ja viele KollegInnen und Kollegen, die wie ich Singles helfen wollen. Uns fällt aber eben auch auf: Das trifft nicht auf alle Singles zu. Es gibt Singles, die suchen auffällig kürzer und sind sozusagen auffällig erfolgreicher als andere. Offline ebenso wie Online. Und das ist ein Ergebnis der Forschung: Erfolgreich zu sein hat nichts mit Online oder Offline zu tun. Es sind online die erfolgreich, die offline erfolgreich waren – und umgekehrt.
Stellt sich die Frage: Was macht erfolgreich? Ich bin überzeugt, es ist das Talent (oder die Fähigkeit) mit anderen eine emotionale Verbindung zu schaffen. Was meine ich damit?
Wer viel datet, der kennt das. Zuerst wird gegoogelt, dann weiß man schon einmal ein paar Eckpunkte. Dann soziale Medien, dann vielleicht Xing oder LinkedIn. Laut Umfragen machen das etwas 90 % der Singles – mehr oder weniger umfangreich und professionell. Kein Detektiv hätte das früher so schnell und gut hinbekommen. Da ist natürlich schon ein Stück weit Zauber der Neugierde weg. Hat aber auch Vorteile: einige bösen Überraschungen bleiben einem erspart. Denkt man zumindest. Aber welche Überraschungen bleiben noch, wenn die Sachthemen alle geklärt sind? Die Gefühlsebene.
Wenn man aus Furcht vor Verletzungen zum Date mit seiner Frageliste kommt, um abzuchecken, ob da wieder eine Enttäuschung zu erwarten ist, dann wird aus dem Kennenlernen ein Bewerbungsgespräch. Das heißt: wir schützen uns, wir gehen auf Distanz, wir öffnen uns nur so weit, wie wir denken, dass die Öffnung positive Wirkung haben könnte. Wie gesagt, ganz natürlich, nur gleichzeitig eben distanziert und nicht emotional nah.