Antwort: Es ist Zeit für Konsequenzen
Nach Ihrer Beschreibung wünschen Sie sich dringend eine Veränderung. Sie haben Ihrem Partner vermittelt, was Sie stört – damit er diese Verhaltensweisen ändern kann. Andere Verhaltensweisen finden Sie eigentlich gut, wie seine Fürsorge und seine Hilfsbereitschaft, aber die erleben Sie vor allem als anstrengend. Sie wünschen sich in der Folge, dass er Distanz hält. Sie möchten, dass er Ihnen die Führungsrolle abnimmt und selbst aktiv wird. Das alles klingt für mich so, als wünschten Sie sich, dass er endlich sieht, dass Sie ihn nicht so lieben wie er Sie, dass er die Konsequenzen zieht und sich trennt.
Sie schreiben zwar, dass Sie ihn nicht verletzen möchten, aber ich fürchte, das genau tun Sie. Mein Eindruck ist, das fing schon alles nicht so an, wie Sie sich das gewünscht haben. Er hat Sie nicht erobert, er hat Sie eher überredet, es miteinander zu versuchen. Sie haben sich auf ihn eingelassen, obwohl er gar nicht Ihr Typ ist. Wenn Sie seine Stärken und Schwächen beschreiben, scheinen Sie selbst unsicher, diese einzuordnen. Was Ihnen zunächst gefallen hat (Sie bleiben allerdings recht vage, was das tatsächlich war außer seiner Aufmerksamkeit und seiner Mühe), empfinden Sie nun als einengend, denn in Ihnen ist ein starker Fluchttrieb erwacht. Sie möchten nicht die “Böse” sein, die ihn vor den Kopf stößt, weil Sie durchaus sein Engagement zu schätzen wissen. Deshalb bitten Sie ihn, seine Verhaltensweisen zu ändern, sich mehr Ihren Wünschen anzupassen – obwohl Sie doch eigentlich nur einen Wunsch haben: mehr Distanz.
Insgeheim fragen Sie sich, weshalb er nicht Manns genug ist, Ihnen den Kopf zu waschen und Sie zu verlassen. Sie tun alles, was Sie sich vorstellen, was ein Mann tun müsste, um Sie zu vertreiben. Doch voraussichtlich wird er das nicht tun, denn er ist, wie Sie schreiben, in Sie verliebt. Nach Ihrer Beschreibung sind Sie das nicht, vielleicht sind Sie es nie gewesen.
Dieser Widerstand muss gar nichts Schlechtes sein, er zeigt zunächst nur, dass Sie sich in einer Situation befinden, die neue, ungewohnte Anstrengung von Ihnen erfordert.
Sie haben nichts darüber geschrieben, wann und weshalb Ihre Ehe auseinanderging. Ist es möglich, dass Ihr neuer Partner ein ganz anderer Typ ist, als Ihr Ex? Haben Sie sich bewusst auf eine Beziehung mit ihm eingelassen, weil die sicher ganz anders verlaufen würde als Ihre gescheiterte Ehe? Es wäre möglich, dass Sie unverarbeitete Aspekte Ihrer Ehe in die neue Beziehung getragen haben, das könnte erklären, weshalb Sie so hin- und hergerissen sind in Ihrer Beurteilung, welche Verhaltensweisen Sie denn nun positiv oder negativ in Ihrer Beziehung erleben.