Antwort: Werten Sie sich und Ihre unterschiedlichen Konflikt-Strategien nicht ab
Sie fragen, ob Sie Ihrem Partner trauen können. Was bedeutet für Sie vertrauenswürdig? Ist Ihr Partner für Sie da, wenn Sie ihn brauchen? Steht er zu Ihnen? Auch vor anderen in der Öffentlichkeit? Zeigt er Ihnen, dass Sie seine Priorität sind? Wenn Sie diese Fragen mit „Ja“ beantworten können, dann könnte es sein, dass Ihr verständlicher Ärger über seine Ex-Freundin so ausgeprägt ist, dass Sie einen Tunnelblick entwickelt haben, der sich ganz und gar auf das Verhältnis der beiden fokussiert.
In Ihrer Schilderung sprechen Sie von einem ersten Vertrauensbruch an Silvester. Da waren Sie offenbar nur wenige Wochen zusammen. Dass sich Ihr Partner um einen positiven Abschluss mit der Frau bemüht, mit der er ja damals noch die Wohnung teilte, und das mit einem Neujahrsgruß, das erlebten Sie als Vertrauensbruch. Sie schreiben nicht, ob es eine Absprache zwischen Ihnen und Ihrem Partner gab, die den Umgang mit der Ex regelte. Unter den besonderen Umständen, dass sie noch zusammen wohnten, wäre gar keine Kommunikation schwer umzusetzen gewesen.
Vielleicht fragen Sie sich und Ihren Partner: Wie sind Sie bisher mit Ihren Ex-Partnern umgegangen? Wie ist er zuvor mit Ex-Partnern umgegangen? Möglicherweise unterscheiden sich hier Ihre und seine Verhaltensweisen. Das allein bedeutet nicht unbedingt, dass es Grund für Misstrauen gibt.
Ich bin mir nicht sicher, ob Sie mit einem solchen Beziehungsstart ein ausreichend stabiles Fundament für eine Partnerschaft haben. Sie schreiben, Sie verstehen ihn nicht. Möglicherweise geht es gar nicht nur um seine Ex-Partnerin, sondern auch ganz grundsätzlich um unterschiedliche Verhaltensweisen, die Sie nach Ihrer kurzen gemeinsamen Zeit (noch nicht) nachvollziehen können. Das macht Sie misstrauisch. Inwieweit Ihr Partner berechtigten Grund für Misstrauen gibt oder nicht, scheint mir dabei zunächst gar nicht so wichtig. Relevant ist perspektivisch eher, dass Sie so früh in Ihrer Partnerschaft solch immense Schwierigkeiten erleben, gemeinsam einen Konflikt zu lösen.
Mein Rat wäre, mit Ihrem Partner gemeinsam über Vertrauen, Misstrauen und den vertrauenswürdigen Umgang miteinander offen und transparent zu verhandeln. Fokussieren Sie sich weniger auf die Ex-Partnerin, so schwer das fallen mag, da sie sich immer wieder in Ihr Leben zu drängen scheint, sondern darauf, wie Sie als Team und Partner zusammenhalten können, wie Sie mehr Verständnis für unterschiedliche Strategien entwickeln können. Dann werden Sie diese Phase der „Schläge in die Magengrube“ gemeinsam durchstehen. Aber ich fürchte, auch nur dann.
unerhörtehrlich
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