unerhört: Sabotiert mich meine Angst?

Antwort: Prüfe genau, was dir deine Angstgefühle tatsächlich sagen wollen

Erst einmal ganz lieben Dank für deine Schilderung und dein Vertrauen. Und ich lese, du hast hier schon viel gelesen, so lässig wie du mein Schwerpunktthema Bindungsverhalten und meinen Begriff Disneyfizierung der Liebe in deine Frage eingestreut hast.

Was du beschreibst und wie du es beschreibst, so würde ich deine Zweifel tatsächlich zunächst einmal als Folge deiner schmerzhaften Trennung bewerten. Sicher – und verständlicherweise – ist da immer noch viel Vorsicht und Zweifel in dir, um keine weitere Verletzung erleben zu müssen. Das ist nur menschlich. Eine unbewusste Schutzstrategie, um Enttäuschungen zu verhindern, kann durchaus sein, die Euphorie in der aktuellen Beziehung im Vergleich zur vorherigen abzuwerten. Warum du dich dadurch vielleicht unwissentlich schützt? Wenn du dir einredest, die aktuelle Beziehung sei super ja nicht wie die zuvor Gescheiterte, dann kann – theoretisch – eine eventuelle Verletzung nun nicht mehr so schmerzhaft werden. Das heißt, die Distanziertheit, die du verspürst, kann durchaus eine solche unbewusste Schutzmaßnahme sein.

Dafür spricht auch, dass ihr eigentlich eine großartige Zeit miteinander verbringt. Also, wenn ihr zusammen seid, dann passt es auch. Das, was du dir vom Zusammensein wünschst, das wird offenbar erfüllt.

Hast du Sehnsucht?

Wenn du allerdings alleine bist, dann scheinst du nicht so viel Sehnsucht zu verspüren. Und hier ist vielleicht auch ein Ansatzpunkt für dich und deine Entscheidung. Frage dich:

• Ist die Sehnsucht vielleicht nicht so groß, weil du dir seiner sicher sein kannst?
• Bist du möglicherweise doch noch nicht bereit für eine neue Beziehung?

Dass es dir womöglich zu früh scheint für eine neue Beziehung, würde auch erklären, dass sie zufällig begann. Du schreibst ja, du hast nicht aktiv gesucht. Möglicherweise weil du von dir aus noch nicht den Impuls für eine neue Verbindung gespürt hast. Der Wunsch ist erst gekommen mit der Beziehung und nun schwankst du zwischen „zu früh“ und einem großen Bedürfnis nach einer Bindung, die du dir vielleicht – noch – nicht gestatten oder zugestehen wolltest.