Frage: Ich fühle mich ausgegrenzt. Warum darf ich seine Freunde nicht kennenlernen?
Ich habe vor einiger Zeit einen Mann, einen Witwer, kennengelernt, mit dem ich mir eine gemeinsame Zukunft vorstellen kann. Es gibt allerdings ein Thema, das mich beunruhigt: Er hat mich zwar schon seinen erwachsenen Kindern vorgestellt, aber seine Freunde und Bekannte habe ich noch nie kennenlernen dürfen. Ich frage mich nun: Schämt er sich meinetwegen? Hat er etwas zu verbergen? Hat er womöglich keine Freunde, mag ihn niemand? Ich würde gern auch mal etwas über sein Umfeld erfahren. Darüber spricht er aber nicht und ich fühle mich ausgegrenzt.
Antwort: Kann dir auch etwas anderes Sicherheit und Bestätigung geben in dieser Beziehung?
Zunächst einmal der einfachste Rat: Frag ihn, warum er dir die Freunde nicht vorstellt. Niemand anders, nur er, kann dir sagen, was in ihm vorgeht. Allerdings ist ein solches Gespräch oft nicht so einfach. Denn wenn solche Fragen direkt gestellt werden, da ziehen sich häufig Personen eher zurück. Die Gründe hierfür können vielfältig sein: Weil sie sich selbst für ihr Verhalten nicht mögen, weil sie ihre Gedanken (noch) nicht preisgeben wollen, weil sie mit Scham behaftet sind, weil sie eine negative Reaktion befürchten oder Unverständnis. Es hilft also durchaus sich vorab zurecht zu legen, was und wie ich einen Kontakt über Dinge befragen möchte, die er offenbar nicht von alleine preisgeben möchte.
Im konkreten Fall hast du sicherlich viele Gründe im Kopf, weswegen dein Kontakt dich nicht seinen Freunden vorstellen möchte. Zum Beispiel:
- Will er mich ausschließen?
- Genüge ich den Ansprüchen der Freunde nicht?
- Verheimlicht er mir etwas?
- Hat er gar keine Freunde und warum?
- Würden seine Freunde eine neue Partnerin ablehnen?
Hilfreich um ein solches Gespräch zu führen, kann sein, dass du die emotionale Ebene deiner Gedanken in den Fokus legst und ansprichst. Beispielsweise: “Bisher habe ich noch keinen deiner Freunde kennengelernt, du sprichst auch nicht von ihnen. Das verunsichert mich. Wie siehst du das? Bestimmt hast du Gründe. Magst du die mit mir teilen?”
Da dein Kontakt dich ja nicht gänzlich ausschließt aus seinem Leben, du pflegst guten Kontakt zu den Kindern, auch zu Verwandten, also wirklich wichtigen Bezugspersonen, kann es kaum sein, dass er dich tatsächlich verheimlichen will. Weil du seine Gründe aber nicht kennst und dir das widersprüchlich vorkommt, verunsichert es dich. Und genau das ist es, was du sagen solltest.