Antwort: Prüfen Sie Ihre Wünsche danach, ob sie Dealbreaker sind
Sie haben recht, es ist nicht Ihre Verantwortung, wie Ihr (Ex)-Partner lebt. Dennoch zeigen Sie ein großes Maß an Wertschätzung und Fürsorge, wenn Ihnen an seiner Gesundheit etwas liegt. Und das ist durchaus zunächst auch als fürsorglich und liebevoll zu bewerten. Sehen Sie bitte nicht in Ihren Wünschen ein übergriffiges Verhalten, sondern auch einen Ausdruck von Zuneigung.
Gerade weil Sie im familiären Umfeld schmerzhafte Erfahrungen mit Krankheitsverläufen von Verwandten gemacht haben, ist es nur verständlich, dass Sie Ihrem Partner und auch sich etwas anderes als eine solche Erfahrung wünschen. Dieses Bedürfnis ist auch Ihr gutes Recht.
Gleichzeitig stimmt es: Sie sollen Ihren Partner nicht ändern, das muss er schon selbst machen (wollen). Doch mir scheint das Gesundheitsthema für Sie eine rote Line, ein echter “Dealbreaker” zu sein. Dealbreaker nenne ich in der Paartherapie Bedürfnisse eines Partners, die nicht verhandelbar sind. Jeder hat die (oder sollte sie haben), denn bei denen geht es nicht nur um die Erfüllung von Wünschen, sondern um Überzeugungen und Werten.
Ihre Bedürfnisse und Wünsche sind ebenso viel wert und ebenso wichtig wie die Ihres Partners.
Das klingt nun hart, aber ist am Ende nur realistisch: Wenn Sie als Partner Ihre Bedürfnisse nicht verhandeln können, weil diese zu unterschiedlich sind, dann passen Sie für eine harmonische und langfristige Beziehung leider nicht gut zusammen.
Sie haben nur diese Auswahlmöglichkeit: Entweder Sie machen Abstriche und akzeptieren seine Verhaltensweisen – oder sagen: Hier passen wir nicht und das ist mir zu wichtig, das ist ein Wert, auf dem bestehe ich. Möglicherweise wollen Sie eine solche Verhandlung Ihrer und seiner Dealbreaker mit professioneller Unterstützung durch eine Paarberatung oder Paartherapie versuchen. Gut möglich, dass Sie durch einen zusätzlichen Blick von außen neue Verhandlungsmöglichkeiten erfahren.
Sie fragen, ob Sie etwas gegen Ihre Ängste unternehmen müssen. Es ist sehr klug von Ihnen zu hinterfragen, wo Ihre Bedürfnisse ihren Ursprung haben. Möglicherweise erleben Sie dadurch tatsächlich mehr Spielraum in den Verhandlungen mit Ihrem Partner. Riskant allerdings finde ich, wenn Sie sozusagen im Alleingang in eine Vorleistung gehen wollen. Damit stellen Sie für mich Ihre Bedürfnisse hinten an und übersehen, dass Sie letztlich von dem Wunsch getrieben sind, mit ihrem Partner ein langes, glückliches, gemeinsames Leben zu führen. Vielleicht verhandeln Sie mit ihm nicht über das grundsätzliche Was, sondern mehr über das Wie. Wie kann ein gesünderes Leben aussehen? Zu welchen Veränderungen sind Sie beide bereit?
unerhörtehrlich
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