unerhört: Ich wünsche mir mehr Zärtlichkeit

Wenn das Feuer der anfänglichen Leidenschaft erlischt und Routine Einzug hält, bahnt sich bei vielen Paaren oft eine Krise an

Frage: Bin ich zu eifersüchtig?

Ich befürchte, meinen Partner zu verlieren. Wir streiten uns häufig, weil ich – angeblich – zu eifersüchtig wäre. Ich würde alles hinterfragen und klammern. Er wirft mir vor, ich würde zuviel grübeln und in Frage stellen und dadurch seine Gefühle kaputt machen. Ich will ihn nicht verlieren, aber ich sehe auch nicht, dass er Recht hat.

Antwort: Romantisieren Sie nicht den Wunsch nach Kontrolle

Vielleicht hilft Ihnen aber bei der Annäherung aneinander eine Aufarbeitung der Situationen und Verhaltensweisen, die bei Ihnen Eifersucht auslösen. Es gibt nach Ihrer Beschreibung offensichtlich Dinge, die Ihr Bindungssystem aktivieren und Furcht vor Verlust auslösen. Möglicherweise ist das eine verspätete Reaktion auf eine Textnachricht oder ein später Rückruf.

In Beziehungen geht es nicht darum, wer Recht hat. Aus der Beratung kennen ich, wie sehr sich Partner oft wünschen, in Ihrer Wahrnehmung bestätigt zu werden. Das ist jedoch nicht zielführend. Es geht um die Emotionen, die Verhaltensweisen auslösen und wie diese – auch ganz unterschiedlich – wahrgenommen werden.

Möglicherweise ist für Sie Eifersucht ein Zeichen von Liebe, von sich Gedanken machen, von Fürsorge. Ihr Partner aber empfindet vielleicht Eifersucht als Bevormundung, als Eingriff in seine Persönlichkeit. Es gibt hier kein richtig oder falsch –  Argumente ändern selten Gefühle.

Ein erster Ansatz könnte sein, mit Ihrem Partner zu besprechen, welche diese Dinge sind und wie er mitgestalten kann, dass sie eben nicht bei Ihnen zu Eifersucht führen. Beim Beispiel Textnachricht könnten Sie sich auf eine Reaktionszeit einigen, die Sie beide nicht unter Druck setzt

In Ihrer Verantwortung liegt es jedoch ebenfalls, an sich zu arbeiten. Eifersucht ist eine Form der Kontrolle und Ausdruck von Furcht vor Kontrollverlust. Hier müssen Sie im Gegenzug Ihrem Partner anbieten, Verhaltensweisen zu verändern, die ihn einschränken.

Vielleicht muss Ihr Partner ganz allgemein Ihnen gegenüber seine Gefühle anders bestätigen, um Ihnen Ihre Furcht zu nehmen. Vielleicht müssen Sie herausfinden, wodurch Ihre Verlustangst ursprünglich begründet ist. Wie sind Ihre Eltern damit umgegangen? Haben Sie schlechte Erfahrungen gemacht, die Sie in Ihren Gefühlen bestätigen?

Das Wichtigste aber: Gehen Sie aufeinander zu. Scheuen Sie nicht, dass es dabei unterschiedliche Meinungen und Wünsche gibt. Nicht jede Partnerschaft ist ein Walzer, manche sind eher Tango. Nur allein tanzen kann man eben nicht.

unerhörtehrlich

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