Frage: Ich will eine Beziehung – er nur eine halbe
Ich führe seit einem Jahr quasi eine Freundschaft plus Beziehung … Er hat von Anfang an gesagt, er will keine Beziehung aufgrund seines Jobs – er ist nämlich ständig auf Geschäftsreise. Es wird jedoch immer intensiver zwischen uns und er behandelt mich mittlerweile wie seine Freundin. Ich habe ihn darauf angesprochen, dass ich gerne eine Beziehung mit ihn möchte … Er lehnt dies aber ab und sagt, es würde sich doch nichts ändern, es sei doch schön, wir wären ehrlich zueinander und wir hätten ja abgemacht, dass keiner was mit einem anderen hat. Darauf beharrt er auch total. Ich merke, dass er verliebt in mich ist, sich aber nicht fest binden will. Nun ist er auch noch in eine andere Stadt gezogen … Ich weiss nicht was ich machen soll.
Antwort: Sie führen eine Mingle-Beziehung, die Sie unglücklich macht
Sie führen offenbar unfreiwillig eine sogenannte Mingle-Beziehung oder Freundschaft Plus, ein Zwischending von Affäre und Beziehung: eine verbindliche Unverbindlichkeit. Wenn beide Partner mit diesem halbfesten und halboffenen Beziehungsmodell glücklich sind, spricht nichts dagegen, die Vorteile von Freiraum auf der einen Seite und Geborgenheit und Vertrautheit auf der anderen Seite zu genießen. Sie scheinen jedoch unglücklich zu sein und nach meiner Erfahrung wird dieses Gefühl leider mit der Zeit eher schmerzhafter werden.
Hinzu kommt, dass er sich durch sein Verhalten und seine Absprachen Ihnen gegenüber mehrdeutig verhält. Er beharrt auf körperlicher Exklusivität – und will sich dabei dennoch nicht binden. Dieser Widerspruch muss Sie verwirren, denn Monogamie ist eine der Säulen einer festen Beziehung.
Vielleicht hat Ihr Kontakt eine unbewusste Furcht vor Nähe oder er kann sich wegen schlechter Erfahrungen aus früheren Beziehungen Ihnen nicht vollständig öffnen. Welche Gründe auch immer er hat – mit Ihnen persönlich haben die vermutlich nichts zu tun. Das bedeutet, dass Ihre Verhaltensweisen ihn ziemlich sicher nicht umstimmen werden. Sie können in einem Gespräch versuchen herauszufinden, ob er von Ängsten geleitet wird, die er in einer Beziehung mit Ihnen gar nicht befürchten müsste, doch ich möchte Sie warnen, sich hier auf Kompromisse einzulassen, die Ihnen dauerhaft nur Schmerz bereiten werden.
Sprechen Sie doch an, dass Ihnen beispielsweise die Absprache der Exklusivität ein Gefühl von Beziehung gibt, das Sie verwirrt und dass Sie diese Situation unglücklich macht. Sprechen Sie dabei über Ihre Gefühle und Bedürfnisse, vermeiden Sie Interpretationen von seinem Verhalten, bleiben Sie ganz bei Ihrer Wahrnehmung. Wenn ihm etwas an Ihnen liegt, wird er daran Interesse haben, dass es Ihnen in der gemeinsamen „Beziehung“ ebenfalls gut geht.
unerhörtehrlich
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