Paar-Mikado hat der klinische Sexualtherapeut Christoph Joseph Ahlers mal genannt. Er meint damit, dass beide Partner den Eindruck haben, wer sich zuerst bewegen würde, würde verlieren. Und so verharren sie in einem schmerzhaften Stillstand, es geht nicht voran, es tut nur weh und je mehr Zeit vergeht, umso schwerer wird es.
Genau dieser Stillstand ist, der die Liebe und das Leben so schmerzhaft macht, denn alles ist Veränderung. Die lässt sich nicht aufhalten. Die Zeit tickt. Und es droht immer der Punkt, an dem es für eine Wendung zu spät sein kann und sich nichts mehr aufhalten lässt.
Die Angst vor Verlust
Du wünschst dir eine exklusive Verbindung. Dein Partner ist aber derjenige, der diese Entscheidung treffen könnte. Konsequent. Für dich oder für seine Frau. Dass er die nicht trifft, kann unterschiedlichste Gründe haben. Nach meiner Erfahrung ist es meist die Angst vor der Trennung. Die Angst vor Verlust. Die ist bei manchen Menschen stärker ausgeprägt als bei anderen. Wer sehr verlustängstlich ist, der hat häufig sehr früh sehr schmerzhafte Trennungserfahrungen machen müssen. Den Rest des Leben versuchen diese Menschen dann, teils bewusst und teils unbewusst, eine solche Erfahrung zu vermeiden. Eine Schutzstrategie kann sein, nie wieder anderen zu vertrauen und sie so nicht nahe genug heran zu lassen, dass sie einen verletzen können. Eine andere ist, es nicht zur Trennung kommen zu lassen. Festhalten, egal was es kostet. Egal, ob es nicht besser wäre, loszulassen.
Menschen, die sich nicht zwischen Partnern entscheiden können, halten fest – obwohl ihnen klar ist, dass das Festhalten falsch ist. Und dass es Leiden erzeugt. Sie können aber nicht anders. Sagen sie. Natürlich KÖNNTEN sie, es fehlt ihnen jedoch die Motivation, es wirklich zu tun. Warum? Weil sie häufig ihr Leben lang bereits gewohnt sind, diese Strategie zu verfolgen. Sie kennen die Ausweglosigkeit dieser Situationen. Sie kennen den Schmerz. Aber das ist es eben: Sie kennen das. Und sie haben noch viel mehr Angst davor, etwas für sie Neues auszuprobieren. Nämlich eine Entscheidung zu treffen und bewusst eine Trennung zu initiieren, als zu verharren in dieser Komfortzone, die keineswegs komfortabel ist, aber eben vertraut.
Verantwortung an den Affäre-Partner abgeben
Irgendwann, wenn der Druck dann zu groß geworden ist, dann kann es sein, dass sie tatsächlich provozieren, dass jemand anders ihnen die Entscheidung abnimmt. Bei Affären kann es sein, dass insgeheim gehofft wird, dass die Affäre auffliegt und sich dadurch Konsequenzen ergeben. Oder die Verantwortung wird an den Affären-Partner abgegeben: „Ich kann mich nicht trennen. Aber du kannst dich trennen, wenn du es nicht länger aushältst.“