Woher kommt die Unsicherheit?
Du hast die Körpergröße deines Partners betont, die dich sexuell nicht (mehr) reizt und deshalb ein wichtiges Thema geworden ist. Auch bei ihm. Du schreibst, das hat sich auf dich übertragen. Das kann gut sein. Möglich wäre aber auch, dass es umgekehrt passiert ist. Zumindest ist es vielleicht ein Aspekt, auf den du einmal einen Blick werfen möchtest. Dein Partner hat vielleicht mitbekommen, dass du anderen Männern nachgeschaut hast, vielleicht hast du während eines Films erwähnt, wie toll du den Schauspieler findest – der zufällig 2 Meter ist. Vielleicht sind seine Zweifel auch erst mit der Zeit entstanden? Er konnte sich ja eigentlich deiner sicher sein, ihr seid seit Jahrzehnten zusammen, ihr habt eine Familie. Bis dato war er sich deiner sicher. Jetzt wird oder wurde die Verbindung für ihn unsicher.
Was könnt ihr konkret tun? Ein Gespräch über eure Fantasien halte ich für unabdingbar. Denn meine Vermutung ist: der Geist ist längst aus der Flasche. Das Thema steht bereits zwischen euch. Es braucht hier einen Austausch. Ich empfehle allerdings, dies nicht alleine zu machen, sondern mit einem Sexual- oder Paartherapeuten, denn der oder die sorgt dafür, dass das kein verletzendes Gespräch wird, sondern im Gegenteil ein wirklich inspirierendes Gespräch, das Lust auf mehr und mehr Lust aufeinander machen wird.
Angst den anderen zu verletzten ist ganz normal
Die Angst davor, den Partner zu verletzen, die Angst, selbst verletzt zu werden durch Fantasien des Partners, dem man sich seit Jahrzehnten vertraut fühlt, ist ebenso normal wie die Fantasien selbst. Und diese Ängste müssen genauso thematisiert werden. Denn beide Partner teilen nicht nur, dass sie solche Fantasien haben, sondern auch, dass sie fürchten, diese zu teilen. Ihr seid also in einem Boot und habt ein gemeinsames Thema. Ihr als Team gegen einen gemeinsamen Feind sozusagen.
Es ist weit verbreitet zu glauben, man dürfe dem Partner nicht zumuten, sexuelle Wünsche zu nennen, die dieser nicht erfüllen kann. Nach meiner Erfahrung ist das nicht richtig, es macht sogar die Sehnsucht nach Erfüllung dieser Wünsche nur noch stärker und verhindert, dass sich ein Paar gemeinsam Lösungen überlegt. Das Verheimlichen von Sehnsüchten ist meiner Meinung nach falsch. Und schädlich. Das wird eure Beziehung langfristig belasten. Und am Ende vielleicht sogar dazu führen, dass eine glückliche Ehe geschieden wird, weil der Partner 5 oder 10 Zentimeter kleiner ist als eine sexuelle Fantasie. Ich will damit übrigens keinesfalls diese Fantasie abwerten, ganz und gar nicht. Es lohnt sich, diese näher zu betrachten und zu sehen, was sagt die aus, was sagt sie mir, was vermisse ich, wie kann ich es bekommen?
Dies kann jedoch nur der Anfang eines Prozesses sein. Damit dieser in Gang kommen kann, würde ich vorschlagen, den Fokus zu verändern. Weg von dem, was du nicht hast, zu dem, was du dir erfüllen kannst – mit deinem Partner. Möglicherweise stellt ihr tatsächlich fest, ihr habt in eurem Leben unerfüllte Fantasien und Wünsche, die ihr ausleben möchtet. Aber zuvor solltet ihr versuchen herauszufinden, ob es nicht Wege gibt, diese gemeinsam zu erfahren.
unerhörtehrlich
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