unerhört: Er will bereits nach drei Monaten aufgeben. Wie kann ich ihn halten?

Antwort: Vielleicht können Sie ihm tatsächlich seine Befürchtungen nehmen, aber bereiten Sie sich darauf vor, dass es so ist, wie er sagt

Nach Ihrer Beschreibung wussten Sie während Ihres Telefonates bereits früh, „worauf es hinauslaufen würde“. Das ist interessant, weil wir gerade in der ersten Kennenlernphase intuitiv Dinge spüren, sogar wenn der Verstand noch nicht alle Informationen logisch zusammengesetzt und abgeglichen hat. Es sind kleine Ungereimtheiten, die das Bild „stören“, die in der Verliebtheitsphase oft nicht wirklich auffallen, aber mit etwas Abstand dann deutlicher werden. Dass Sie nicht überrascht wurden, zeigt für mich, dass Ihr Bauchgefühl Ihnen recht früh mitteilte, dass Sie möglicherweise in Ihren Hoffnungen enttäuscht würden.

Sie grübeln über Beweggründe und Alternativen.

Sie wären gerne bereit, sich auf mehr Nähe einzulassen, gemeinsam mehr auszuprobieren – diese Offenheit scheint ihm jedoch zu fehlen. Das kann an seinen früheren Beziehungserfahrungen liegen, vielleicht wiederholt er auch erfolglose Muster und schützt sich unbewusst vor Nähe … Es gibt so viele Möglichkeiten, dass ich Ihnen raten möchte, nicht lange zu grübeln, sondern sich auf Sie selbst zu konzentrieren. Sie sollten sich nämlich wichtiger sein, als die Person, die sich von Ihnen abwendet. Sonst schädigen Sie Ihr Selbstwertgefühl.

Das bedeutet auch gar nicht, dass Sie ihm und sich nicht noch eine Chance geben können. Vielleicht lassen Sie ja doch ein weiteres Treffen zu, immerhin hatte er ja eines vorgeschlagen, und Sie sprechen darüber, welche Ziele Sie gemeinsam erreichen könnten – wenn Sie es denn miteinander nochmals probieren.

Von Ex zurück-Strategien halte ich wenig. Der Wunsch, den Partner zurückzubekommen, gehört zum Liebeskummer nach einer Trennung dazu. Sie erleben jedoch, dass er sich zurückzieht, bevor es richtig losging. Insofern kann nun, zeitnah, ein klärendes Gespräch über die Möglichkeiten, die sich Ihnen bieten könnten, seine Sorgen und Befürchtungen möglicherweise besänftigen.

Bei einem solchen Treffen sollten Sie bedenken, dass Sie beide Optimismus benötigen, um sich auf eine Beziehung miteinander einzulassen. Sie beide müssen den Eindruck haben, mit Ihrem Gegenüber wird das Leben in ein paar Jahren noch viel Freude bereiten. Vermeiden Sie deshalb, ein solches Treffen mit Problemen zu belasten, sondern legen Sie den Blick auf Ihre Möglichkeiten.

Sie sollten aber auch darauf vorbereitet sein, dass Ihr Kontakt die Wahrheit gesagt hat und sich – bei aller Sympathie – eben doch nicht verliebt hat. Auch das kann passieren und so schmerzhaft es ist, Sie selbst waren sicher auch schon einmal in dieser Situation.