unerhört: Er sieht ständig Filme

Ich möchte, dass er keine erotischen Filme mehr konsumiert. Und: Bin ich noch verliebt?

Frage: Ich weiß nicht, ob ihn ihn noch liebe

Mein Freund und ich sind seit drei Jahren zusammen. Bis vor wenigen Wochen waren wir auch in derselben Firma angestellt. Seit ich einen neuen Arbeitsplatz habe, hat sich alles verändert und wir haben Probleme, die es vorher nie gab. Wir sehen uns noch am Wochenende, aber wir reden dann kaum, sondern kuscheln nur, weil wir uns sonst streiten würden. Aber es ist nicht mehr so wie früher, ich habe in seinen Armen nicht wirklich etwas gefühlt. Auch der Abschied am Sonntagabend fiel mir nicht schwer. Ich vermisse ihn schon irgendwie, aber kann das nicht auch nur die Gewohnheit sein? Ich bin nicht sicher, ob ich ihn noch liebe. Erschwerend kommt hinzu, dass ich in meinem neuen Job einen Mann kennengelernt habe. Wenn ich ihn sehe, fängt mein Herz zu rasen an. Ich weiß nicht, was ich machen soll, denn ich will niemanden verletzen. Aber ich habe auch Angst, später etwas zu bereuen.

Antwort: Veränderte Umstände verlangen auch eine Veränderung von Verhaltensweisen

Was Sie erleben, kann eine durchaus übliche Veränderung in Ihrer Beziehung durch veränderte Außeneinwirkungen sein. Ich möchte Ihnen zunächst eine eher emotionslose Erklärung anbieten, die mit der Biochemie Ihres Körpers zu tun hat.

Statistisch liegen Sie mit der Dauer Ihrer Beziehung etwa in der Phase, in der sich das Gefühl der Verliebtheit (einhergehend mit all der Aufregung, die frisch Verliebte empfinden) in Liebe wandelt, das sich beispielsweise so wie bei Ihnen beschrieben durch das Bedürfnis nach Geborgenheit und Verstehen ohne Worte ausdrücken kann. Der Grund hierfür sind Veränderungen bei den Liebes-Hormonen, die Ihr Körper produziert. Verliebtheit zeichnet sich durch die aufhellenden und aufregenden Botenstoffe aus, während Paare, die länger zusammen sind, die Wirkung des Bindungshormons Oxytocin spüren, das deshalb auch „Kuschelhormon“ genannt wird. Dies ist ein sehr mächtiges Hormon, sorgt es doch beispielsweise für die Bindung von Mutter und Kind. Da Sie zuvor 24 Stunden miteinander verbracht haben, ist es möglich, dass dieser Abbruch alles in Ihnen gründlich durcheinander gebracht hat. Was sie jetzt verspüren, könnte möglicherweise weniger Verliebtheit für einen anderen Mann sein als vielmehr eine Art „Entzugserscheinung“.

Eine andere Erklärung hat etwas mit Ihnen, Ihrer persönlichen Beziehungshistorie und auch mit Ihrem Bindungsverhalten und dem Beziehungsvorbild durch Ihre Eltern oder frühkindlichen Bezugspersonen zu tun. Diese ist individuell und lässt sich nicht aus der Ferne seriös beantworten. Sie können sich aber fragen, ob Sie in früheren Beziehungen solche Veränderungen Ihrer Gefühle bereits verspürt haben. Wie lange Ihre Beziehungen dauerten und wie und warum sie beendet wurden – und ob Sie möglicherweise gerade etwas Ähnliches erleben. Vielleicht erkennen Sie ein Muster?

Ob Sie Ihren Partner noch lieben, können allein Sie beantworten.

Sie beschreiben eine große Veränderung in Ihrer Beziehung durch die neue Arbeitssituation. Solche Veränderungen hinterlassen immer Spuren in einer Partnerschaft und verlangen veränderte Verhaltensweisen von den Partnern. Welche das sein können, müssten Sie mit Ihrem Partner gemeinsam besprechen am besten in einem moderierten Rahmen durch einen Berater, Coach oder Therapeuten.

Ich kann Ihnen aber versichern, dass was Sie erleben, keinesfalls ein Ende Ihrer Beziehung bedeuten muss. Und dass Sie sich nicht schuldig fühlen müssen, weil sich bei Ihnen etwas verändert hat. Es liegt allerdings in Ihrer Verantwortung, Ihre nächsten Schritte zu planen und vorzubereiten.

unerhörtehrlich

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