Frage: Er sieht sich immer wieder Internet-Filme an. Ich möchte, dass er damit aufhört
Ich lebe seit drei Jahren in einer Beziehung. Wir gehen sehr offen miteinander um und haben keine Geheimnisse voreinander. Beispielsweise weiß ich, dass er sich immer wieder Filme ansieht. Ich finde das auch nicht wirklich bedrohlich und kann durchaus unterscheiden zwischen Fantasie-Kommerz und wirklicher, fühlbarer Intimität. Bisher. Seit einiger Zeit stört mich das aber doch. Als ich ihm das gesagt habe, reagierte er ganz kühl und meinte, das sei mein Problem. Er würde weder mehr Filme sehen noch hätte sich unser Liebesleben verändert. Es gäbe also keinen Anlass, sein Verhalten zu ändern. Irgendwo verstehe ich ihn sogar, aber irgend etwas schlummerte wohl in mir, denn seine Reaktion machte mich so wütend, dass ich aus dem Zimmer stürmte und die Tür hinter mir zuschlug, dass die Wände wackelten. Das habe ich noch nie getan. Seitdem ist das Thema Internet-Filme ein ständiger Streitpunkt. Er wirft mir vor, eine Vereinbarung gebrochen zu haben. Das mag aus seiner Sicht sein. Aber ich ertrage es einfach nicht mehr, mir ihn vor einem dieser Filme vorzustellen. Ist diese Beziehung noch zu retten?
Antwort: Alle Vereinbarungen dürfen neu verhandelt werden, wenn ein Partner sich damit unwohl fühlt
Ich möchte Ihnen zunächst raten, zu überprüfen, ob es einen Anlass für die Veränderungen gab, die Sie beschrieben haben. Manchmal ist der außerhalb der Beziehung zu suchen, manchmal innerhalb. Dies gilt auch für Sie. Sie sagen, es “schlummerte” in Ihnen. Warum ist es jetzt aufgewacht? Was fühlt sich anders an als zuvor? Warum ertragen Sie es nun nicht mehr?
Unabhängig davon ist es völlig in Ordnung, getroffene Vereinbarungen immer wieder zu überprüfen und neu zu verhandeln, wenn ein Partner sich unwohl fühlt. Ganz besonders, wenn es sich um Sexualität handelt. Ihr Partner macht es sich zu leicht, wenn er sich auf einen früheren Status Quo Ihrer Beziehung zurückzieht, denn alle Partnerschaften verändern sich mit den Jahren – so wie sich das Leben täglich verändert. Er verweigert Ihnen die Neuverhandlung, weil er sein Verhalten eben nicht verändern möchte. Damit macht er es sich sehr einfach.
Mein Eindruck ist, dass Sie, solange es in Ihrer Beziehung für Sie gut lief, sein Verhalten akzeptieren konnten. Und das, obwohl es Ihnen nicht gefallen hat. Dann hat sich das verändert. Möglicherweise haben Sie Ihren Partner in einer ganz anderen Situation um etwas gebeten, zu dem er nicht bereit war. Das änderte dann Ihren Blick auf seinen Film-Konsum und Sie fühlten sich übervorteilt. Ein möglicher Gedanke könnte gewesen sein: “Wenn ich ihm bei diesem Thema entgegenkomme – warum kommt er mir nun nicht entgegen?” Das würde jedoch beweisen, dass Sie von Anfang an Ihre Vereinbarung nicht wirklich ausgewogen erlebt haben. Sie haben Sie möglicherweise in einem unausgesprochenen Tauschgeschäft akzeptiert, das er mittlerweile jedoch aufgekündigt hat. Ihre Ablehnung war dann schon immer da, seit sein Ausgleich weggefallen ist, fühlen Sie sich nun in vieler Hinsicht betrogen.
Versuchen Sie einmal, seinen Konsum von Filmen im Zusammenhang mit anderen Vereinbarungen zu sehen, die Sie als Paar getroffen haben. Achten Sie dabei auf kürzlich erfolgte Veränderungen. Möglicherweise kommen Sie damit einem anderen Konflikt auf die Spur, der unausgesprochen zwischen Ihnen ist. Der gemeinsame Besuch eines Sexualtherapeuten könnte Sie dabei unterstützen.