Antwort: Sie benötigen einen grundsätzlichen Neuanfang – falls es für den nicht bereits zu spät ist
Sie suchen gerade einen Kompromiss. Für ein Verhalten Ihres Partners, das er ändern soll. Aus gutem Grund, doch streng genommen ist es kein Kompromiss, sondern es sind Ihre Erwartungen, die er erfüllen soll. Von Ihnen wird keine Veränderungen verlangt. Was Ihr Partner Ihnen sagt mit „Dann geh!“, ist letztlich eine Beschwerde über eine, in seinen Augen einseitige Aufforderung, sich Ihren Wünschen unterzuordnen: “Wenn ich mein Verhalten verändere, wird mir etwas genommen. Was bekomme ich dafür von dir?“
Ihre Argumentation lässt sich ein wenig zusammenfassen mit: „Würdest du mich wirklich lieben, würdest du verstehen, dass es mir um uns geht und du würdest aufhören, Alkohol zu trinken.“ Ihre berechtigte Sorge um seine Gesundheit und die Qualität Ihrer Beziehung, verschwindet für ihn jedoch hinter seinem Gefühl, benachteiligt zu werden.
Meine Rat wäre, dass Sie ihm entweder statt eines Kompromisses, der sich für ihn sehr einseitig zu seinen Lasten anfühlt, lieber ein Tauschgeschäft anbieten könnten (also etwas, auf das Sie im Gegenzug verzichten oder zusätzlich einbringen könnten) – oder Sie definieren für sich selbst und Ihre Beziehung Standards (so viel und so oft Alkoholkonsum ist für Sie akzeptabel) und Dealbreaker (ab diesem Verhalten sehen Sie keine gemeinsame Zukunft). Diese stellen Sie dann Ihrem Partner vor und sehen, was passiert. Das kann natürlich zu einem Punkt führen, an dem Sie schlussendlich Konsequenz ziehen müssen.
Deshalb sehe ich allein für die Diskussion und die Verhandlung mehr positive Aspekte in einem Tauschgeschäft als in Standards und Dealbreaker. Beim Tauschgeschäft können Sie sich auf Augenhöhe begegnen. Im Moment argumentierten Sie aus der Position eines Eltern-Ichs an ihn im Kind-Ich – und das verhält sich entsprechend trotzig. Damit werden Sie nach Ihren Schilderungen bei ihm aber nicht weiter kommen.
Wenn er dauerhaft auf Alkohol verzichtet, dann vermutlich nur aus eigenem Willen. Er muss das freiwillig tun und nicht für Sie, sondern für sich. Gelingt ihm dies nicht und sehen Sie dadurch Ihre Standards an eine Beziehung verletzt und sein Feiern als Dealbreaker, dann sollten Sie die Konsequenzen ziehen.
unerhörtehrlich
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