Was finden Frauen nur an Staubfängern und Nippes? Thorsten Wittke mag es bei sich geradlinig und aufgeräumt. Und für Damenbesuch hält er drei (!) Kissen bereit
Pragmatisch und effizient. Nüchtern betrachtet unterscheidet sich meine Wohnung definitiv von jeder Frauenwohnung, die ich in den letzten Jahren betreten habe. Ich bin definitiv ein Kerl. In meiner Wohnung gibt es kaum Staubfänger oder Nippes, der irgendwo rum steht. Große, glatte Flächen dominieren, alles leicht und schnell zu reinigen. Putzen ist nicht meins und muss schnell und einfach zu erledigen sein. Ich staune immer wieder, wenn ich sehe, wie viel unnützes Zeug man auf Schränken drapieren kann, das für nichts zu gebrauchen ist, aber den Damen irgendwie ans Herz gewachsen ist. Ich gebe zu, gemütlicher finde ich es auch, wenn ich Frauenwohnungen betrete, die farblich Ton in Ton eingerichtet sind und das organisierte Chaos tausender Erinnerungsstücke oder Accessoires einen wohnlichen Charme ausstrahlt. Aber der Gedanke, jedes einzelne Teil anfassen und anheben zu müssen, wenn ich Staub wische, lässt meine Nackenhaare aufstellen.
Ich müsste die Unwahrheit sagen, würde ich behaupten, dass ich meine Wohnung völlig frei von dem Gedanken eingerichtet habe, es sei mir egal wie Frau sie findet. Ich habe schon darüber nachgedacht, dass eine potentielle Partnerin ja irgendwann das erste Mal meine Wohnung betreten wird und von der Art, wie ich wohne, Rückschlüsse ziehen wird. Deshalb gibt es drei (!) Kissen auf der Couch – und die ein oder andere persönliche Note. In den meisten Frauenwohnungen gibt es dagegen ganze Bildergalerien von Verwandten, Freunden und sonstigen Leuten. Ich kann dem gar nichts abgewinnen. Ich habe keine große Familie und meine Freunde sehe ich regelmäßig. Dafür reise ich unheimlich gerne und nehme regelmäßig an irgendwelchen Sportwettbewerben teil, deshalb hängen in meiner Diele in erster Linie Fotos von mir in Sportbekleidung, mit Startnummer oder vor irgendwelchen Sehenswürdigkeiten irgendwo in der Welt. Jede einzelne Situation hat seine eigene Geschichte und für mich eine schöne Erinnerung. Das sind Teile meines Lebens. Auf Frauen wirkt das jedoch offenbar seltsam und selbstdarstellerisch, eine hat tatsächlich die Behauptung aufgestellt, wer sowas macht, wäre ein Narzisst. Das hat mich schockiert, war mein Hintergedanke doch eher, über diese Bilder ins Gespräch zu kommen, wo ich schon einmal war und was mir so gefällt. Wie man(n) sich doch irren kann.
Alle Räume bei mir sind mit weißen Rauhfasertapeten tapeziert, die Decken sind weiß und mit Einbau-Downlights bestückt, damit ich keine Lampen putzen muss. Es gibt kaum Bilder an den Wänden und Gemütlichkeit habe ich versucht, durch Naturholzmöbel einzubringen, die eher spärlich in meiner Wohnung verteilt sind. Nicht, dass ich ein Naturbursche bin, aber ich mag nicht alle paar Jahre neue Möbel kaufen. Kiefer ist zeitlos und verströmt Wärme. Ich lege nicht so viel Wert darauf, trendig und hip zu sein und muss nicht ständig der neuesten Mode hinterher laufen. Möbelhäuser sehe ich eigentlich nur von innen, wenn etwas kaputt geht.