Mitunter ja, findet Friederike Schön. So manch einer wirft die Flinte viel zu früh ins Korn. Nicht ahnend, dass es sich lohnt, dran zu bleiben
Er ist klein und untersetzt. Der dunkle Haarkranz um seine Glatze und die Brille Marke Kassengestell machen es nicht besser. In der legendären Sitcom „Seinfeld“ verkörpert Schauspieler und Ulk-Nudel Jason Alexander genau den Typ Mann, der seine nicht vorhandene Attraktivität mit einer gehörigen Portion Selbstvertrauen wettmacht. Der flirtet, was das Zeug hält, und einen Hahnentanz aufführt, als ob es kein Morgen – und seine offensichtlichen, optischen Mängel sowieso nicht – gäbe.
Mit beachtlichem Erfolg, muss man sagen. Als Zuschauerin ertappt man sich dabei, wie die groben Makel allmählich unschärfer werden. Beuteschema? Vergessen. Man hat ihn liebgewonnen, den komischen, kleinen Mann. „Der hat was“, denkt man sich und staunt darüber, wie er der Brünetten durch die Lockenmähne wühlt. Moment, war die nicht eben noch blond? Hartnäckigkeit zahlt sich anscheinend aus. Unvergesslich auch seine Rolle als böser Sparing-Partner von Superschönling Richard Gere in „Pretty Woman“, als er sich frech an das moderne Aschenputtel ranmacht. Warum wir diesen Prototypen des selbstbewussten, eher unattraktiven Mannes hier aufführen?
Welche Taktik hat die besten Chancen
Weil es um die Frage geht, ob sich Hartnäckigkeit in der Liebe (und ihren Vorstufen) tatsächlich auszahlt. Sich mächtig ins Zeug zu legen, lohnt das? So Lara-Croft powermäßig an den coolen Typen ranschmeißen, auf Biegen und Brechen? Oder sollte man lieber aufgeben, wenn nicht gleich alle Zeichen auf Erfolgskurs stehen. Die bittere Pille der Ablehnung lieber schon prophylaktisch schlucken. Und sollte umgekehrt der Mann mit der Ausdauer eines Sumoringers um uns buhlen? Die schlechte Nachricht kommt zuerst: Auf das Bauchgefühl ist dabei leider nicht so wirklich Verlass. Keine Seite schneidet bei der Chancenrechnung wirklich brillant ab. Wenigstens ist es gerecht…
Darauf deutet eine großangelegte Flirt-Studie der Psychologin Carin Perilloux hin: Bei ihrem Experiment, das im Grunde an Speed-Dating erinnert, konnten viele Männer die Signale ihres weiblichen Gegenübers nicht richtig einschätzen. Nicht nur das – je mehr Feuer und Flamme, desto überzeugter waren sie hinterher, dass es sich bestimmt um Gegenseitigkeit handelt und desto eher meinten sie, dass sogar die Tischnachbarin an ihnen interessiert gewesen sei. Ein klarer Fall von Selbstüberschätzung?