Eine Brandrede an Paare, die mich um meine Freiheit als Single beneiden
„Du hast es gut“, sagen manche Leute – einige davon sogar enge Vertraute. „Du kannst täglich mit dem Feuer spielen, hier schöne Augen, da ein tiefer Blick, kannst das Kribbeln noch spüren, tausend erste Male haben, den Zauber genießen. Einfach tun, was du tun willst. Als Single bist du frei. Ganz ehrlich, manchmal beneide ich dich darum.“ Meist sitze ich dann da und nicke und rühre still in irgendeinem Getränk. Denn ich weiß nicht, was ich sagen soll, während ich am liebsten schreien möchte. Ich liebe meine vergebenen Freunde und vielleicht verstehe ich auch den Sinn hinter ihren Worten. Ja, ich bin niemandem Rechenschaft schuldig. Ja, ich kann daten und küssen, wen ich will. Aber es gibt so verdammt viel, was ich nicht kann oder habe. Nur leider wird das kategorisch übersehen.
Was ich nicht habe: den richtigen Menschen getroffen
Ich bin schon eine Weile Single. In meinen bisherigen Beziehungen und mit unzähligen Dates hab ich Geschichten erlebt, mit denen könnte ich sicher einen amtlichen Teil der Brockhaus-Reihe füllen. Und das waren auch gute Geschichten, klar. Nur eben noch nicht die Story meines Lebens. Vielleicht hätte die eine oder andere Liaison mit ein bisschen mehr ein bisschen weniger jugendlicher Unruhe und ein bisschen mehr Geduld tatsächlich zu etwas wachsen können. Man war ja schließlich noch so jung und konnte nie wissen, was das Leben für einen bereithalten würde, oder ob um die nächste Ecke gleich der Mann aus dem Bilderbuch springt. Etwas kurzsichtig, ja. Trotzdem bereue ich rückblickend keine meiner Entscheidungen, keine Trennung, kein Einsehen, dass es eben doch nicht passt. Denn ich glaube an die Topf-und-Deckel-Theorie, daran also, dass auch ich noch jemanden finde werde.