Ab 30 verbringt man seine Wochenenden nur noch auf der Couch? Von wegen! Unsere Gastautorin und Single-Frau Nadine Kretz hat sich ins Düsseldorfer Nachtleben gestürzt und berichtet von ihren Erfahrungen mit dem (oft jüngeren) Partyvolk
Es wurde mal wieder Zeit zu rocken und abzutanzen! So landete ich mit meinen Ü30-, Ü40- und Ü50-Mädels im heißen U30 Nachtleben. Clubbing Time. Der Laden füllte sich, und ich stand mit meinem knallroten, leuchtenden Kleid zwischen schwarz-weißen Outfits. Mottoparty? Stilsicher, aber rein zufällig hatten Tina, Tanja und Tatjana den richtigen Riecher am Kleiderschrank. Der Vorteil als selbstbewusste Frau über Dreißig ist, dass es einem vollkommen egal ist, an einem Abend der bunte Hund in der Menge zu sein. Ich genehmigte mir einen Prosecco und interviewte den erstbesten Mann zum Outfit des Abends.
„Hier ist kein Dresscode oder Motto, die jungen Damen sind einfach nur sehr stilsicher“, entgegnete er freundlich. Seine Worte waren ruhig und höflich, keinesfalls beleidigend, wenn auch etwas unbedacht. „Nicht so wie die älteren Damen in Rot?“, lachte ich laut, mich selbst auf die Schippe nehmend, zurück. Meine situativ fröhliche Art überforderte ihn. Vielleicht fühlte er sich auch peinlich berührt oder sogar belästigt und er verschwand im Trockeneisnebel.
Im Candy Shop
Eines war sicher, nicht nur die Damen im Club waren ansehnlich, auch die jungen Männer ab Zwanzig konnten sich blicken lassen. Wie in einem Cup Cake Laden: optisch ansprechend und unglaublich süß. Ich wollte allerdings keinen Zuckerschock. Es mag kurzfristig seinen Reiz haben und die Sinnesorgane feuerwerksartig stimulieren, aber langfristig gesehen gibt uns reifes Obst oder Gemüse eine solidere Basis, um uns im Gleichgewicht zu halten.
Ich genoss die attraktive Aussicht, bis plötzlich ein junger Engländer mit wilden Hüftbewegungen auf mich zusprang. In der ersten Sekunde fühlte ich mich geehrt, in der zweiten achtete ich darauf, dass er mich nicht berührte und in der dritten beobachtete ich einen etwas älteren gut aussehenden Mann, der vorhin schon mal einen Blick auf mich geworfen hatte. Gepflegtes Äußeres, dunkelbraune Haare. Er trug ein weißes Hemd, passend zum Nicht-Motto der Nacht, und braune Lederschuhe. Er stand hinter meinem begnadeten Tänzer und ich versuchte Augenkontakt mit ihm aufzunehmen, während der Brite sich in Ekstase bewegte. In der vierten Sekunde versuchte der Engländer die Distanz zwischen uns zu durchbrechen und setzte zum Paarungstanz an. In der fünften legte ich meine Hand sanft auf seine Brust und streckte meinen Arm durch, um eine Armlänge Abstand zu gewinnen.