Ähnliche sexuelle Bedürfnisse
Der Forscher David Schnarch stellte fest: Der Partner mit dem geringeren sexuellen Interesse ist derjenige, der die Beziehung führt. Denn er allein entscheidet über die Häufigkeit und die Intensität der Intimität. Dies spiegelt ein Stück weit die Forderungs-Rückzugs-Dynamik, die sich in der Emotionsfokussierten Paartherapie abbildet im Nähe-Distanz-Bedürfnis. Doch nicht umsonst ist die Sexualtherapie ein eigenständiger Bereich.
Wenn es im Bett passt, dann klappt es auch mit der Beziehung, die Floskel stimmt allerdings nicht – zumindest nicht immer. Oft wird im Schlafzimmer nämlich ein Konflikt kompensiert, der nicht ausgetragen wurde. Wenn Ihnen Ihre Freunde täglich ungefragt berichten, wie super ihr Sexleben sei, dann hat dieses Sendungsbewusstsein gewiss einen Grund und sie müssen darauf nicht eifersüchtig sein. Ebenso wenig lässt sich pauschalisieren, dass Paare, die keinen Sex mehr haben, kreuzunglücklich wären. Oft ist nämlich die besondere Intensität der Beziehung der Grund, dass es Sex als Mittel zur Bindung gar nicht mehr benötigt.
Statistisch ist – wie so oft – der Mittelweg derjenige, der am ehesten ein lebenslanges Beziehungsglück verspricht.
Und was ist mit Hobbys? Mit Alter? Mit Kultur? Mit Aussehen? Mit Kinderwunsch? Mit favorisiertem Beziehungsmodell? Und …?
Alle diese Dinge sind wichtig, aber letztlich zahlen sie vor allem auf die vorherigen Faktoren ein. Ähnliche Hobbys stützen Vertrauen und Geborgenheit, ähnliches Alter ebenso, denn es signalisiert gleiche Lebenserfahrung und damit gegenseitiges Verständnis. Paare mit einem Altersunterschied über 15 Jahren scheitern statistisch gesehen häufiger – doch die Trennungsgründe liegen dann wieder im Bereich Ähnlichkeiten-Gegensätze und dem Nähe-Distanz-Bedürfnis, das von der Bindungshaltung ausgeht. Tatsächlich sind erfolgreiche Paare meist vergleichbar attraktiv, doch auch hier ist der Selbstwert entscheidend: Fühle ich mich durch einen attraktiveren Partner bedroht oder bestätigt?
Kinderwunsch und Beziehungsmodell würde ich jedoch tatsächlich gesondert betrachten. Viele Paare scheitern, wenn sie unterschiedliche Lebensentwürfe bei der Frage nach der Familie haben. Denn in diesem Punkt wird es keine Kompromisse geben können. „Möchtest du Kinder?“, sollten beide Partner gleich beantworten. Ebenso die Frage nach dem Beziehungsmodell. Wie gehen die Partner mit sexuellen Wünschen außerhalb der Beziehung um? Wenn beide Partner sich einig sind bei ihrem Bedürfnis nach einer monogamen oder auch einer offenen Beziehung: perfekt. Wenn sie jedoch unterschiedliche Vorstellungen haben, dann prallen Sie irgendwann aufeinander.
Welcher Typ passt zu mir? Die einfache Antwort
Derjenige, in den Sie nicht nur verliebt sind, sondern der auch Ihr bester Freund sein könnte. Denn mit dem werden Sie über alles sprechen können – und das werden Sie müssen. Dann sind Sie zwar nicht vor den vielen Veränderungen abgesichert, die das Leben Ihnen ganz bestimmt entgegenwerfen wird, aber die Chancen stehen bestens, dass Sie gemeinsam diese Veränderungen annehmen und alle verbundenen Herausforderungen als Team meistern können.