Die Dates verlaufen wunderbar – doch bleiben leider sporadisch. Was tun, wenn der neue Kontakt nach den Treffen immer wieder auf Abstand geht?
Meine Cousine ist nervös, während sie spricht – versucht aber davon abzulenken, indem sie möglichst lässig durch ihren Instagram-Feed scrollt. Es klappt nicht besonders gut. Wir sitzen auf der Veranda eines idyllischen Landgasthofs irgendwo in Brandenburg, ihr Bruder hat vor wenigen Stunden geheiratet und gerade warten die Gäste in kleinen Grüppchen auf die Eröffnung des Büfetts. „Klingt doch alles total super“, sag ich zu ihr. Leonie ist fünf Jahre jünger als ich und redet über Männer. Nachdem die Beziehung mit ihrer Oberstufenliebe daran scheiterte, dass beide nach der Schule in eine andere Richtung zogen, ist jetzt nach einer längeren Single-Phase endlich wieder Land in Sicht. Sie hat da jemanden ins Auge gefasst und ihre Wangen werden flamingofarben während sie von ihm erzählt. Bis sie plötzlich stockt und wieder auf ihr Handy starrt. „Aber wir sehen uns nicht so oft.“
Das Dilemma der Unverbindlichkeit
Okay, Leonie will ganz offenbar meinen Rat, schließlich weiß sie genau, dass ich in Sachen Dates und Verlieben immer etwas beizusteuern hab. Trotzdem muss ich ihr anfänglich alles aus der Nase ziehen. Glücklicherweise kommt ein Kellner vorbei und tauscht unsere leeren Sektgläser gegen volle – und langsam lockert sich ihre Zunge. „Eigentlich ist es total super mit uns. Also wenn wir uns dann sehen. Ich fühl mich wohl, wenn wir zusammen sind, und ich hab auch echt das Gefühl, dass es ihm genauso geht.“ „Aber?“, hake ich nach. „Aber zwischendurch ist irgendwie gar nichts. Also wir sehen uns, alles ist super, dann hör ich aber erstmal gar nichts von ihm. Und wenn ich beim Abschied frage, wann wir uns wiedersehen, weicht er jedes Mal aus. Ich komm mir schon echt vor wie ein dummes kleines Mädchen, weil ich immer warte, bis er sich dann nach Tagen irgendwann wieder meldet.“
Was steckt dahinter?
Wer heutzutage Single ist, lebt in der Ära der Unverbindlichkeit. Das muss ich Leonie nicht erklären, das weiß sie mit Ende zwanzig selbst. Doch auch, wenn man nicht verzweifelt auf der Suche, sondern einfach nur offen ist für eine ernste Beziehung, kann einen das Date-Verhalten neuer Kontakte echt zur Verzweiflung treiben. Weil man die Gründe dahinter nicht kennt. Ich versuche mich an einer Analyse. „Also, mir fallen dazu mehrere Erklärungen ein. Aber einige wirst du vielleicht nicht hören wollen.“ Ich denke an Doppelleben, geheime Identitäten, dämonische Absichten. Vor allem aber an das Offensichtlichste: „Es kann natürlich sein, dass er sich einfach nicht sicher ist. Vielleicht genießt er zwar deine Anwesenheit, will aber nochmal gucken, was sonst noch so geht. Das ist Mist, müssen wir nicht drüber reden.“ Schlimmer wäre allerdings, wenn er gar nicht auf dich steht, denke ich zu Ende.