Heutzutage beginnen viele Beziehungen im Netz und es ist längst keine Schande mehr, offen zuzugeben, dass man den eigenen Partner in einer Singlebörse kennengelernt hat. Manche Online-Bekanntschaften schaffen den Sprung aus dem Internet ins echte Leben jedoch nicht. Warum das nicht schlimm ist, sondern richtig gut sein kann, hat Jana Seelig aufgeschrieben
Ich habe seit einiger Zeit einen sehr intensiven Flirt mit jemandem, den ich noch nie persönlich getroffen habe. Und auch gar nicht treffen will. Im ersten Moment klingt das vielleicht komisch, sehnen wir uns doch eigentlich in zwischenmenschlichen Beziehungen, die gut laufen, nach Körper- oder zumindest Augenkontakt. Für mich ist allerdings das, was sich zwischen meinem Online-Flirt und mir abspielt, zum jetzigen Augenblick genau deshalb so perfekt, weil die Option auf ein reales Treffen gar nicht erst besteht. Sie war von Beginn an weder für ihn noch für mich gegeben. Warum? Weil wir beide nicht auf der Suche nach einer richtigen Beziehung sind, auf eine Affäre oder Freundschaft Plus aber auch keine Lust haben. Für uns war das allerdings kein Grund, uns nicht doch auf eine gewisse Art und Weise aufeinander einzulassen. Nur eben nicht im so genannten „echten Leben“.
In Zeiten, wo Online-Dating eine große Rolle spielt, kommt es immer wieder vor, dass wir zwar intensiv mit anderen Menschen schreiben, aber eine Begegnung im echten Leben niemals stattfindet. Sei es aus Angst, dass die Person hinter dem anderen Bildschirm nicht unter ihrer wahren Identität agiert, weil man nach zwei Wochen chatten merkt, dass es irgendwie doch nicht das ist, was man will, oder weil die Umstände es einfach nicht zulassen, weil beide Personen beruflich voll eingespannt sind oder auch einfach die räumliche Entfernung zwischen beiden zu groß ist. Das bedeutet aber längst nicht, dass man diese Flirts nicht genauso genießen kann wie beispielsweise die, die in einer Bar oder bei einem romantischen Abendessen stattfinden.