Nach einem weiteren Jahr voller schmerzhaftem Liebeskummer lernte sie jemand kennen, der von sich sagte, er “wäre nicht sicher, ob eine Beziehung wollte”. Das klang gut für sie, denn in dieser Distanz fühlte sie sicher, dass sie nicht erneut so verletzt werden würde. Es stellte sich heraus , dass die vermeintliche Unverbindlichkeit nur Vorwand war, denn auch dieser Mann war verheiratet. Ja, sie war zwar die Geliebte gewesen, aber war sie tatsächlich eine Täterin oder nicht doch Opfer?
Natürlich gibt es auch Männer, die deutlich sagen, dass sie vergeben sind und klarstellen, dass sie eine Affäre suchen. Und es gibt Frauen, die sich darauf einlassen. Sie wissen genau, was sie tun – denken sie. Es ist ein Ding unserer Hormone und Botenstoffe: Je häufiger wir Sex mit jemandem haben, umso wahrscheinlicher ist es, dass die Bindungshormone, die dabei ausgetauscht werden, für das Gefühl von Verliebtheit sorgen. Diese biochemische Wahrheit ist Grund für die Strategie: “Wenn wir eine Weile so weitermachen, dann verliebt er sich vielleicht in mich und verlässt seine Frau.”
Doch die Chancen dafür stehen ziemlich schlecht. Sicher gibt jene seltenen Fälle, in denen die Affäre nur der Übergang von einer gescheiterten in eine neue, bessere Beziehung ist. Doch meist hat eben der untreue Partner kein wirkliches Interesse, seine Beziehung zu beenden. Denn sonst hätte er das bereits getan. Je länger die Affäre dauert, umso unwahrscheinlicher wird es, dass die Geliebte die neue Partnerin wird. Hinzu kommt auch immer: Wie lange würde eine solche Beziehung halten? Ist das Vertrauen groß genug, dass der untreue Partner nicht auch in der neuen Beziehung untreu wird – anstatt mögliche Konflikte zu benennen und an Lösungen zu arbeiten? Eine heimliche Affäre ist immer ein Stück weit Feigheit. Ist ein solcher Partner tatsächlich für eine Beziehung geeignet?
Wie kommt es bei all diesen denkbar schlechten Voraussetzungen eigentlich dazu, dass einige Frauen immer nur die Geliebte sind (obwohl sie sich eine feste Beziehung wünschen)? Einen unerreichbaren Partner zu wählen hat sehr häufig etwas mit einer bewussten oder auch unbewussten Bindungsangst zu tun. Das muss nicht immer ein vergebener Partner sein, er kann auch auf einem anderen Kontinent leben oder von Anfang an gesagt haben, dass eine Beziehung für ihn nicht in Frage kommt.