Jede Person ist mehr als ihr Beruf. Das Leben ist auch mehr als Arbeit. Dennoch sind einige Jobs ungleich attraktiver als andere. Warum eigentlich?
Beim Kennenlernen online sind wohl zwei Dinge besonders anziehend: ein sympathisches Bild und ein vernünftiger Beruf. Also in dem Sinn, wie unsere Eltern sagten: “Du musst etwas Vernünftiges lernen!” Umfragen zufolge ist für Frauen der Beruf des Mannes sogar wichtiger als sein Aussehen. Egal wie attraktiv er sein mag – arbeitslos hat er keine Chance. Männer sind da nicht so streng, allerdings heiraten Akademiker seit einigen Jahren nahezu immer unter sich und der Arzt wählt heute eher die Ärztin als die Krankenschwester.
Der Beruf vermittelt Status. Heil- und soziale Berufe signalisieren Empathie und Engagement; kreative und handwerkliche Jobs die Fähigkeit, etwas zu erschaffen oder fest zuzupacken. Dieses Ansehen ist durchaus dem Zeitgeist unterworfen. Der Pilot beispielsweise galt lange als ein weltgewandter Entdecker und Frauenliebling. Streiks haben in Deutschland an diesem Image gekratzt. Überhaupt sind Berufe von Land zu Land unterschiedlich positiv oder negativ besetzt. Deutsche Singles finden Anwälte und Juristen super. Anderswo liegen sie gleichtief mit Immobilienmaklern und Politikern.
Entscheidend für die Partnerwahl ist Sympathie
Wer beliebt ist und wer nicht, lässt sich leicht herausfinden, wenn Sie überprüfen, welche Berufe bei der Online-Partnersuche besonders häufig gesucht und geklickt werden. Vereinfacht lässt sich sagen: Männer mögen besonders Frauenberufe, die Fürsorge signalisieren. Frauen orientieren sich eher nach traditionellen Versorgern oder Machern. Die Evolutionspsychologie hat dafür viele schlüssige Erklärungen gefunden. Allerdings haben wir die Steppe und die Höhlen hinter uns gelassen. Deshalb mag zwar der erste Impuls tatsächlich uralt programmiert sein: Wird sie die Kinder und mich pflegen, wenn es nötig ist? Wird er die Kinder und mich ernähren können? Doch hat sich in den letzten Jahrtausenden da nicht einiges geändert?
Ärzte sind fürsorglich, Feuerwehrmänner sind mutig
Nach meiner Beobachtung zählt nämlich vor allem, ob er oder sie ihren Job gerne und mit Begeisterung ausübt. Das zeigt sowohl Zuversicht als auch Zufriedenheit – und das macht sympathisch. Selbst ein Arzt, der nur über seine Patienten meckert, wird seinen Anfangsbonus schnell verspielt haben. Zum Verlieben braucht es Sympathie und die ist beim Kennenlernen ausschlaggebend. Der Job selbst ist nur ein Aspekt, der anziehend macht bei der Auswahl der Kandidaten. Was wer anziehend findet, hängt vom Einzelnen ab und den eigenen Erfahrungen und Prägungen. Wer eher auf Sicherheit im Leben aus ist und Planung bevorzugt, wird mit einem selbstständigen Partner, der immer wieder etwas Neues ausprobieren möchte, möglicherweise Konflikte über die Altersvorsorge austragen müssen. Kreativen Berufe beispielsweise signalisieren geistige Beweglichkeit und versprechen Abwechslung.
Der Beruf ist wichtig, ebenso wie Attraktivität. Entscheidend für die Partnerwahl für eine Beziehung sind – für Erwachsene – jedoch nicht Model-Maße, es ist Sympathie. Wir geben allerdings attraktiven Menschen einen Sympathie-Bonus. Wer uns gefällt, muss eigentlich doch auch nett sein – vermuten wir. Ganz genauso projizieren wir bei bestimmten Berufen unsere Vorstellungen und Werte auf das Gegenüber. Ärzte sind fürsorglich, Feuerwehrmänner mutig und die Physiotherapeutin kennt am Körper jede Stelle. Im Realitätscheck kann das ganz schön schief gehen. Deshalb lassen Sie sich nicht allein von Ihrem Unterbewusstsein leiten, wenn Sie seinen oder ihren Beruf erfahren. Fragen Sie nach, weshalb er diesen Beruf gewählt hat und ob er ihn glücklich macht. Vielleicht ist er tatsächlich Anwalt geworden, weil er durch Abmahnungen reich werden wollte. Wenn Sie aus diesem Grund heiraten wollen, sind Sie ein perfektes Match. Glückwunsch! Geht es Ihnen aber um Liebe, dann werfen Sie doch bitte die Höhlen-Programmierung über Bord und lernen Sie die Person hinter der Berufsbezeichnung kennen.