Wann und wo nutzt ihr Dating Apps?

Umfragen zeigen, viele Singles nutzen Dating Apps zwischendurch an Bushaltestellen und auf Toilette. Wie erfolgversprechend ist Partnersuche, für die eigentlich keine Zeit und Mühe aufgewendet wird?

Natürlich macht es im wahren Leben überhaupt keinen Unterschied, wo und wann euer Match entstanden ist. Hauptsache euer Schwarm hat genau wie ihr Interesse, euch näher kennenzulernen. Möglicherweise findet ihr aber Online Dating sowieso eher wenig romantisch und träumt lieber von schicksalhaften Begegnungen im Park oder auf einer Party. Dann wird euch möglicherweise nicht gefallen, was nun Befragungen der ParshipMeet Group unter Partnersuchenden ergeben haben.

Denn auf die Nachfrage, wann und wo Singles Dating Apps nutzen, wurde extrem häufig genannt: “Dating Apps nutze ich zwischendurch. An der Bushaltestelle oder auf der Toilette.” Okay. Das klingt allerdings wahrhaft unromantisch.

Tindern auf dem Klo

Eine Beziehung, die auf einer Toilette begann, würden die meisten vermutlich mit trunkener Action in den sanitären Räumlichkeiten von Clubs und Partys assoziieren. Dank Smartphone kann es sich aber auch um einen Matching-Erstkontakt handeln. Liegt ja auch nahe, auf der Toilette zu Tindern. Really? Nun, da hockt man rum, hat nichts Besseres zu tun und swiped durch Profile auf der Suche nach Mr oder Mrs Right. Ein Match ist dann ja auch ein Erfolgserlebnis.

Aber ehrlich: Lässt sich Partnerwahl und Partnersuche “so nebenbei” bewerkstelligen? Wird es dem Anspruch an eine Beziehung und den passenden Partner gerecht, nebenher die neue Serie zu bingen? Oder ist es tatsächlich der Anspruch an ein besonderes Setting für die Partnersuche, der übertrieben ist?

Dating Apps: Wisch und weg?

Was mit einem Wisch beginnt, endet ebenso. Was auf der Toilette beginnt, ist wahrscheinlich ein Griff ins Klo. Wir haben uns abgefunden damit, dass nur in Hollywood die schicksalhafte Begegnung ein Garant für die große Liebe ist. Der ganze Pathos und das Drama danach, das Hin und Her, die Achterbahn der Gefühle – all das ist dramaturgisches AddOn, damit Zuschauer sich nicht langweilen. Denn die Wirklichkeit ist eben anders. Trotzdem sollte die Realität nicht gänzlich ent-romantisierend daher kommen. Auch in Beziehungen lassen schließlich die meisten Paare die Toilettentüre geschlossen.

Was ist Romantik überhaupt? Rosenblätter, Duftkerzen und Sonnenuntergang? Oder nicht vielmehr Dankbarkeit für den Moment, den man mit der geliebten Person erleben darf? Und kümmert es wirklich, wo und wie das Match begann, wenn daraus eine stabile Liebesbeziehung wurde? Ist nicht das Wichtigste, was die Partner aus dem machen, was sich ihnen bietet? Wird nicht vielleicht das Risiko des Scheiterns einer Begegnung durch Vorgaben und Ausschlusskriterien abgegeben, statt bei sich selbst zu verorten und Verantwortung zu übernehmen?

Verantwortung übernehmen, bitte!

Es ist nicht das “Internet”, es ist auch nicht die Dating App, die ghostet oder die Singles zwingt, zehn Kontakte parallel zu prüfen, um davon neun im Sande verlaufen zu lassen und dabei drei Herzen zu brechen. Es sind die Partnersuchenden selbst. Gleichzeitig sind manche Dating Apps so gestaltet, dass sie das Oberflächliche erleichtern und Tiefgründiges erschweren. Die Betreiber werden sagen: “Wir machen das so, wie unsere Nutzer sich das wünschen. Und es ist noch kein Produkt erfolgreich gewesen, das seine Käufer erst erziehen wollte.”

Gerade während der Pandemie hat sich gezeigt, dass Partnersuchende häufig widerwillig und manchmal auch erstmalig Online Dating probiert haben mangels Alternativen. Und die waren oft geradezu erschüttert über die übergriffigen und respektlosen Verhaltensweisen, mit denen sie konfrontiert waren. Unerklärtes Schweigen, plötzliches Wiederauftauchen, Brotkrumen-Kommunikation … Ghosting, Benching, Breadcrumbing. Für viele waren das neue und ungewohnte Erfahrungen, die sie sehr verwirrt und oft auch krass verletzt haben.

Wer mit Tinder und Co. aufgewachsen ist, erlebt schmerzhafte Dating-Phänomene längst als normal und hat sie teilweise häufig auch schon verinnerlicht und selbst getan. Dennoch bricht dadurch jeden Tag für einsame und hoffnungsvolle Herzen auf Dating Apps immer wieder eine Welt zusammen: Unverbindlichkeit, Unzuverlässigkeit, euphorische Momente und tiefste Enttäuschung Hand in Hand … Und daran können nur die Partnersuchenden selbst etwas ändern. Und es ist wohl an der Zeit, das auch zu tun.


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