Vom “Männer sind Schweine”-Virus

Natürlich will ich nicht leugnen, dass es genügend Frauen gibt, die genauso perfekt in dieses Schema passen würden, doch um das FSS-Virus geht es hier nicht. Meine Diagnose lautet: „Männer sind Schweine.“ Verflixte Situation. Wie ein Griff ins Klo, nur noch viel abscheulicher. Das Virus behindert und beherrscht mein Leben. Tagein, tagaus schleppe ich es mit mir herum. Es verdreht meinen Kopf, verschleiert meinen Verstand, verwirrt meine Gedanken, als würde ich mit einer schmerzenden Platzwunde am Kopf immer wieder gegen dieselbe Wand laufen.

Eigentlich ist die Lage schon ernst genug, aber aus den vielen Fällen, bei denen ich das offene Ohr und die Schulter zum Ausheulen war, weiß ich, dass es noch viel schlimmer kommen wird. Und zwar genau dann, wenn ich endlich einen Schritt nach vorne machen will. Wenn ich mich dazu entscheide, die Vergangenheit ruhen zu lassen und irgendwann einen neuen Mann kennenlerne, den ich zu allem Übel sogar richtig toll finde. Genau dann wird sich mein vom MSS-Virus befallenes und verstörtes Gedächtnis zu Wort melden und mit allen Mitteln versuchen, mir diese neue Liebe madig zu machen. Wie ein Moralapostel wird es mir mit erhobenem Finger vorhalten, ob ich nicht aus der letzten Katastrophe gelernt hätte, dass ich Acht geben und es lieber lassen sollte, bevor ich erneut auf die Nase falle und es bereue, weil mein vermeintlicher Traumprinz früher oder später ebenfalls sagen könnte: „Schätzchen, also das mit uns, das passt doch irgendwie nicht.“

Und so übernimmt das Virus die Kontrolle. Wir pirschen vorsichtig durch unser Leben, immer auf der Lauer, immer auf der Hut. Egal, was der Neue zu uns sagt, wir glauben es ihm nicht. Freundliche Worte  –  alles nur Gerede. Freundliche Gesten –  nur um uns herumzukriegen. Sein Lächeln  –  nur gespielt. Ununterbrochen rät die Stimme in unserem Kopf: „Sei vorsichtig. Er meint es nicht ernst. Lass es lieber gleich.“ Zu oft verletzt, zu oft enttäuscht, zu viel Argwohn. Das Virus frisst sich wie ein Tumor durch uns hindurch, stärkt lediglich unser Misstrauen, lässt uns langsam aber sicher verrückt werden und verbaut uns jede noch so kleine Chance auf eine glückliche Liebe.


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