Die Selbstabwertungsspirale setzt sich in Gang und die Verlockung, jeglichen Schmerz durch Ersatzstoffe wie z.B. Alkohol zu betäuben, ist groß. Auch neigen Menschen, die sich in solch einem Ausnahmezustand befinden zu unüberlegten Reaktionen, die in Hochrisikoverhalten ausarten können. Ich will hier den Teufel zwar nicht an die Wand malen, aber Menschen reagieren unterschiedlich und bewerten manchmal sehr extrem.
Schlechte Atmung, ein rasender Puls, Übelkeit, später dann noch Wut, teilweise sogar Rachegedanken sind zwar nicht die Regel, können aber durchaus vorkommen und einen dazu verleiten, aus diesem Impuls heraus auch zu handeln. Und hinter allem stehen die Fragen „Warum trifft es mich?“ und „Warum immer ich?“. Die Gefahr, wieder alles zu generalisieren/pauschalisieren, ist sehr groß. Plötzlich ist alles Scheiße. Die gute Laune ist erst mal dahin. Und manchmal hält dieser Zustand auch länger an.
Lisa (Name geändert): Wir haben tagelang geschrieben und nächtelang telefoniert. Ich dachte echt, dass er ernsthaftes Interesse an mir hatte. Ich habe jedenfalls für ihn meine ganzen Prinzipien über Bord geworfen. Und dann wollten wir uns treffen. Mich hätte irritieren müssen, dass er keine Anstalten machte, mich nach einem Treffen zu fragen. Ich habe ihn also gefragt. Er willigte schließlich ein. Wir vereinbarten einen Treffpunkt, einen Ort, an dem wir uns auf keinen Fall verfehlen konnten. Und dann ist er einfach nicht erschienen. Auf meine Nachrichten reagierte er auch nicht. Kurz darauf wurde ich sogar blockiert. Das Gefühl, was ich hatte, kann ich gar nicht beschreiben. Ich war zum einen sehr verletzt, aber dann war ich auch wütend. Vielleicht kam er ja nicht, weil er wusste, dass ich mit niemandem beim ersten Date in die Kiste hüpfe. Ich weiß auch nicht. Ich hätte ihm am liebsten ….
Diese Gedankensprünge und Gefühlsschwankungen sind nicht selten und gehören zum Verarbeitungsprozess dazu. Wer realisiert, dass er so eben versetzt wurde, verliert zunächst den Glauben an das Gute im Menschen.
Hinzu kommt möglicherweise die Trotzphase, das sich Schönreden, eventuell Selbsttröstung durch Selbstsuggestionen wie: „Wer nicht will, der hat schon“, „Der hat mich nicht verdient“, „Der weiß mich nicht zu schätzen“, „Was für ein Arschloch, was für eine blöde Kuh“. Sich nicht zu sehr hinein zu steigern, kann durchaus zur Herausforderung des Tages werden.
Wer mit einem Date gar die Erwartung oder Hoffnung verbindet, endlich sein Singledasein zu beenden, vielleicht weil man sich via Chat und am Telefon so gut verstanden hat, Vertrauen und Nähe aufbauen konnte und sich verstanden und respektiert fühlte, der wird wahrscheinlich in ein Loch fallen und sich tagelang verkriechen.