beziehungsweise-Autor Leonard Anders hat sich umgehört. Wie fühlt es sich an, versetzt zu werden? Was sind die typischen Gedanken und Gefühle? Gleichzeitig hat er 4 Tipps parat, was man tun kann, um das Beste aus der Situation zu machen und ggf. aus dem unguten Gefühl heraus zu kommen
Ein Artikel über Akzeptanz und Achtsamkeit für den eigenen Selbstwert und Situationen, die man nicht ändern kann.
Peter (Name geändert): Ich hatte mich zum Abiball mit einer Mitschülerin verabredet. Für den Abend hatte ich mich komplett neu eingekleidet. Ich mochte das Mädchen total gerne. Meinen besten Freunden habe ich zur gleichzeitig stattfindenden Party abgesagt. Und dann stehe ich da wie geleckt, mit Blümchen und die Trulla schlägt einfach nicht auf. Meine Vorfreude war ganz umsonst. Wut, Enttäuschung und Trauer waren wohl da, ich wollte diese aber nicht zulassen. Männer weinen nicht! Bauch- und Kopfschmerzen kamen hinzu. Mir war speiübel. Ich wollte diese Gefühle nicht haben. Sie mussten weg. Ich fühlte mich total ohnmächtig. Bin dann zur nächsten Tanke und habe meine Eltern auf dem Weg angerufen und als sie mich von der Tanke abgeholt haben, war ich voll. Ich habe bis vor 10 Jahren alle negativen Gefühle erfolgreich durch solche „Selbstmedikation“ verdrängt. Die Erinnerung daran schmerzt nach wie vor.
Wer versetzt wurde, hat nicht nur Zeit verloren, sondern auch Gefühle investiert in eine schöne Vorstellung, die sich als Illusion entpuppte. Besonders schmerzhaft sind die Selbstzweifel und Fragen, die unbeantwortet bleiben: „Hat er oder sie mich verarscht? Ist ihm oder ihr was dazwischen gekommen? Hab ich etwas falsch gemacht? Liegt es an mir? Muss ich mir Sorgen machen?“
Kopfkinoalarm, Gedankenkarussell, Verwirrung, Angst, Gefühlschaos Unbehagen, Panik, Übelkeit und ein tiefes, schwarzes Loch – alles ist möglich in solch einer Ausnahmesituation, denn niemand rechnet automatisch und immer damit, versetzt zu werden.
Fakt ist, wer versetzt wurde, fühlt sich erst mal gar nicht gut. Wer versetzt wurde, fühlt sich nicht wertgeschätzt, nicht gesehen, nicht liebenswert, tief verletzt oder gar verachtenswert getreu dem Motto: „Mit mir kann man das machen!“