Wir fangen an zu glauben, wir würden bei einer Entscheidung für etwas oder jemanden die Vorzüge der Alternative(n) verlieren. Aber das ist ein fataler Denkfehler. Wir gewinnen ja überhaupt erst dann etwas, wenn wir uns FÜR etwas oder jemanden entscheiden. Vorher sind Optionen einfach nur Optionen, nichts weiter.
Gewinne sind das, was wir durch unser Handeln (hinzu)gewinnen, nicht die Anzahl der Optionen, die wir uns offenhalten.
Was die Wissenschaft sagt
Der amerikanisch-israelische Psychologe Dan Ariely untersucht seit vielen Jahren, wie Menschen Entscheidungen fällen. In einer Reihe von experimentellen Studien (Shin & Ariely, 2004) konnte er Hinweise darauf finden, dass Menschen dazu neigen, sich krampfhaft Optionen offenzuhalten. Das übrigens selbst dann, wenn sie dadurch wesentlich attraktivere Alternativen vernachlässigen und letztendlich verlieren.
Ein Beispiel soll dies verdeutlichen. Frau trifft sich parallel mit drei verschiedenen Männern, die sie über eine Dating-App kennengelernt hat. Alle drei haben jeweils ihre Vorzüge, auch wenn ihr Herz einen von ihnen leicht präferiert (was aber jeden Tag anders aussehen kann). Plötzlich droht einer von ihnen „wegzufallen“, zum Beispiel, weil er langsam das Gefühl bekommt, einfach nur ein Lückenfüller zu sein (was nicht ganz abwegig sein mag). Also trifft sie sich jetzt wieder häufiger mit ihm usw. Kurz: Sie investiert. Aus Verlustangst, sprich: der Angst vor dem Verlust einer Option.
Das Problem ist nur: Das kostet sie unheimlich viel Nerven und macht auf Dauer nicht glücklich.