Sologamie: Die Braut, die sich nur selber traut

Kann man sich etwa nur dann selbst lieben, wenn man einen Ehering trägt oder ist es nicht vielmehr so, dass der Druck, dazuzugehören so groß ist, dass man sich kurzerhand selbst zum Ehepartner erklärt? Frei nach dem Motto: Seht her, ich bin unter der Haube! Puh, geschafft! Bloß nicht mit 40plus allein da stehen – nichts schlimmer als das. Das ist so ungefähr das Gegenteil von Emanzipation.

Sologamie passt wiederum bestens in eine Gesellschaft, in der alles individualisiert und optimiert werden kann und soll: Da geht doch noch was! Gib dich nicht mit dem Durchschnitt zufrieden! Ändere das, was dich unzufrieden macht! Dass die Selbstheirat rechtlich nicht anerkannt, sondern nur ein symbolischer Akt ist – geschenkt!

Ganz zu schweigen von diversen Anbietern, die mit der Sehnsucht der Frauen nach einer Ehe gute Geschäfte machen, wie etwa selfmarriageceremonies.com oder imarriedme.com.

Sologamie sagt „Nein“ zum echten Austausch

Sich auf einen anderen Menschen einzulassen und mit ihm das Leben zu teilen, ist nicht nur schön, sondern auch oft anstrengend. Weil wir uns auseinandersetzen müssen: mit unserem Gegenüber und unseren eigenen Erwartungen, Ängsten und Hoffnungen, kurz: mit einem anderen Menschen aus Fleisch und Blut.

Wer sich selbst heiratet, entscheidet sich dagegen und dafür, sich selbst am wichtigsten zu nehmen. Ein leidenschaftlicher Streit und eine ebenso leidenschaftliche Versöhnung? Nicht drin als Sologamist. Gemeinsam zu lachen und durch den Kontakt mit einem anderen sich selber besser kennenzulernen – ebenso wenig. Aber dafür hat man im Bett immer genug Platz und niemand nimmt einem die Decke weg.

Schon ganz schön seltsam, oder?


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