Selbstheirat = Selbstliebe
Nein, sagen die überzeugten Sologamistinnen. Es gehe darum, sich selbst anzunehmen – mit all seinen Schwächen. Nur, wer sich selbst liebe, könne auch einen anderen Menschen lieben. Außerdem drücke die Selbstheirat aus, dass man sein Glück nicht von einem anderen Menschen abhängig mache.
Laura aus Italien etwa träumte schon als kleines Mädchen von einer rauschenden Hochzeit im weißen Brautkleid – allein: der passende Partner dafür fehlte. Irgendwann hatte sie es einfach satt, zu warten. „Man braucht keinen Märchenprinzen um glücklich zu sein“, findet sie. Emma Jane aus Australien hat vor der Selbstheirat einige Beziehungen gehabt, die sie im Nachhinein als „ungesund“ bezeichnet. „Ich habe mich durch Feiern, Männer und Sex betäubt und dadurch Anerkennung gesucht.“ Am Ende wurde sie dadurch nur einsamer. Ihr Ehering erinnert sie daran, dass es einen Menschen gibt, der sie wirklich aufrichtig liebt: sie selbst.
Sologamie wird oftmals in einem Atemzug mit feministischem Empowerment genannt: Wir brauchen keinen Mann, um zu uns zu stehen! Wir sind uns selbst genug! Niemand bestimmt über unseren Wert als Frau in der Gesellschaft außer uns selbst!
Das klingt gut, dennoch drängen sich Fragen auf:
- Ginge es nicht auch ohne das ganze Brimborium mit Ring anstecken, Feier und Kosmetikspiegelsprüchen?
- Wo endet die gesunde Selbstliebe und fängt die narzisstische Selbstüberhöhung an?
- Wie beziehungsfähig sind Menschen, die sich vor allem um sich selbst drehen?
- Geht es nicht auch ohne Ehering?
Könnte es sein, dass Sologamistinnen wie Emma Jane und Laura einfach sehr in den Traum verliebt sind, einmal im Leben eine Braut zu sein und eine unvergessliche Feier zu erleben? Aber was passiert, wenn die Gäste nach Hause gegangen sind und der Brautstrauß verwelkt ist? Strahlt die Braut, die sich nur selber traut, dann immer noch über das ganze Gesicht?