Sologamie: Die Braut, die sich nur selber traut

Trend Selbstheirat: Zu einer Ehe gehören immer zwei, oder? Simone Deckner über die Gründe, warum sich neuerdings Frauen selbst das Ja-Wort geben und was das über unsere Gesellschaft sagt

Menschen machen seltsame Dinge: lassen sich Rippen entfernen oder Hinterteile aufspritzen. Sie bereiten sich mit Hamsterkäufen auf den drohenden Weltuntergang vor oder stürzen sich – nur mit Flügelanzug bekleidet – von Felsen. Der neueste Streich auf der nach oben offenen Seltsamkeitsskala geht besonders ans Herz: die Rede ist von der Selbstheirat.

Richtig gelesen. In letzter Zeit häufen sich im Netz die Meldungen von (größtenteils) Frauen, die sich selbst das Ja-Wort geben. Bräutigam? Nicht nötig! Ein fancy Fremdwort gibt es für diesen angeblichen Trend auch schon: Sologamie.

Beispiel: Emma Jane aus Australien. An einem stürmischen Tag steht sie Down Under am Strand, ihr Hippiekleid flattert im Wind. Freunde sind dabei, zücken das Smartphone und filmen. So kann auch die Nachwelt auf YouTube den Moment sehen, in dem die Braut einen Kosmetikspiegel in der Hand hält, sich darin tief in die eigenen Augen blickt und sagt, wie sehr sie ihren „kreativen Drive“ und ihre „Leidenschaft“ liebt. Dann streift sie sich einen Ehering über, den sie sich zuvor selbst gekauft hat und strahlt. Sie ist jetzt mit sich selbst verheiratet.

Auch die Italienerin Laura hat vor Kurzem den Schritt in den Hafen der Selbstehe gewagt – weitaus glamouröser: im weißen Hochzeitskleid mit glitzernden Applikationen, Hochzeitsstrauß und mit Hochzeitstorte, umringt von 70 Gästen bei ihrer großen Feier. Auf Facebook schreibt die 40-Jährige stolz „Ich bin die erste Single-Braut Italiens.“ Kostenpunkt: schlappe 10.000 Euro.

Die Frage, die sich bei diesen und ähnlichen Geschichten aufdrängt: Warum machen Menschen so etwas? Eine Zeremonie abhalten, die dazu gedacht ist, zwei Menschen miteinander zu vereinen, einfach im Alleingang absolvieren? Fehlt da nicht das Entscheidende?


Weitere interessante Beiträge