Vor allem das Konzept der Beziehung hat sich – abermals – gewandelt, ist schwammiger geworden. Da müssen wir bloß mal unsere Eltern fragen. Beziehung kann heutzutage alles Mögliche heißen. So ganz genau wissen wir das oft selbst nicht. Außerdem scheinen Beziehungen heute, wenn man das so sagen kann, schwieriger geworden zu sein. Und viele von uns haben nicht mal eine, obwohl sie prinzipiell nichts gegen eine einzuwenden hätten. Es „funktioniert“ einfach nicht. Da ist es dann nicht sehr verwunderlich, dass man eine Diagnose stellt – Generation beziehungsunfähig -, selbst wenn sie ein wenig ironisch gemeint ist.
Wer nach den Sternen greift
Vielleicht hat, wer um sich selbst kreist, sich tagtäglich selbst vermarktet und präsentiert, einfach höhere Ansprüche, wird wählerischer und unzufriedener mit der Realität. Was dann dazu führt, dass man (scheinbar) „beziehungsunfähig“ wird. Nun, wer nach den Sternen greift, kann auch tief fallen …
Zeitgeist-Beschreibungen wie die besagte Generation beziehungsunfähig sind häufig hilfreich, zeigen sie uns doch Probleme auf, die unser Leben und unsere Beziehungen komplizierter machen. Man fühlt sich gut beschrieben, verstanden, kann sich mit der geschilderten Grundstimmung identifizieren, die überdies ja auch viele unserer Freunde und Bekannte teilen. Es ist gut, wenn Probleme mal offen benannt und diskutiert werden. Ich denke aber, dass man an dieser Stelle nicht stehenbleiben sollte!
Wollen wir wirklich die Generation beziehungsunfähig sein?
Im Grunde unseres Herzens, wage ich mal zu behaupten, wollen wir nicht ständig die Generation beziehungsunfähig sein, die rumeiert (oder sich zumindest so fühlt, als täte sie es), nichts richtig gebacken bekommt (oder das zumindest glaubt) und irgendwo zwischen Selbstdarstellung und Selbstoptimierung eingeklemmt ihr Leben verlebt. Vielleicht sind wir so, teilweise. Maybe. Aber selbst wenn das die ganze Geschichte sein sollte, heißt das nicht, dass wir es so wollen. Geschweige denn, dass es so sein muss.