Seelenpartner oder lieber Freak?

Außerdem möchte ich meine zweite Hälfte nicht im anderen suchen. Viel lieber will ich selbst ganz werden und dem anderen bei seiner Entwicklung zusehen. Ganz ehrlich, kennen Sie das auch? Sie waren so fest der Überzeugung, dass der andere Ihre Gefühle genauso deutet wie Sie, dass Sie einen magischen Moment hatten. Später finden Sie dann heraus, dass der andere an die Einkaufsliste von morgen gedacht hat.

Ist es nicht spannender, ein Freak-Mate statt ein Soul-Mate zu haben? Der nicht jeden Gedanken erkennt, öfter mal etwas vergisst, aber mit dem wir lachen können? Der Pfefferminztee und Yoga Bäh findet, aber dafür an einem Mittwochabend mit Flugtickets für New York nach Hause kommt?

Was zählt am Ende wirklich?

Ich kannte mal jemanden, dem konnte ich ständig dieselben Geschichten erzählen, weil er sich total wenig gemerkt hat. Mensch, hat mich das aufgeregt. Und als Entspannung hat er Zeitschriften über Basketball-Ergebnisse gelesen (!). Aber er hat mich so geliebt, wie ich bin.

Suchen Sie nicht nach einem Seelenpartner. Suchen Sie sich jemanden, bei dem Sie sich wohlfühlen und lassen Sie es zu, dass es viele Überraschungen geben wird. Weil der andere anders als Sie ist und sich anders entwickeln wird. Seien Sie offen und haben Sie keine Angst. Es ist eine Inspiration.

Im vergangenen Jahr habe ich mir den Knöchel gebrochen und deshalb öfter auf einer Parkbank mit meinem Plastikgips gesessen. Mehr ging eh nicht. Einmal kam eine ältere Frau dazu, die ihren Mann drei Bänke weiter platziert und für sich selbst eine Mal-Staffelei herausgeholt hat. Wir kamen ins Gespräch und ich habe sie gefragt, was ihr Liebesgeheimnis ist. Da sagte sie mir: „Den anderen so lassen, wie er ist. Vor allem an der langen Leine. Ich fahre auch mal allein in den Urlaub.“ Das klingt doch nach einer perfekten Verbindung, auch ohne Seelenpartner.


Weitere interessante Beiträge