Mit dem Online-Dating wird auch das parallele Kennenlernen von mehreren potenziellen „Kandidaten“ populär. Thorsten Wittke hält von solchem Massen-Dating überhaupt nichts und wünscht sich wieder mehr Aufmerksamkeit für den Einzelnen
Puh! Was für ein Stress! Montag Max. Dienstag Michael. Mittwoch Thorsten. Donnerstag Peter. Freitag Ingo. Samstag Marc. Sonntag Georg … Die Namen können beliebig gegen Frauennamen ausgetauscht werden. So sieht für viele Singles die Woche aus. Jeden Tag ein anderes erstes Date. Dass der Schädel raucht und man dringend eine Pause davon bräuchte, wird ignoriert. Wie ein Kind im Süßwarenladen drehen sich die Partnersuchenden im Kreis. Überfordert von der Fülle des Angebotes und nicht in der Lage, eine Entscheidung zu treffen. Das Hirn meldet Overload und hat kaum noch die Kapazität, Informationen aufzunehmen und auszuwerten. Geschweige denn, dass das Herz eine Chance hat, für irgendwen zu klopfen.
Wie Süchtige warten viele Singles darauf, dass sich eine der vielen installierten Apps auf dem Smartphone meldet, und dass sie weiter wischen können. Zwischendurch chatten sie mit den Matches, die sich ergeben haben. Sind die Antworten ansatzweise interessant, verabreden sie sich mich mit ihnen. In der Hoffnung, dass irgendeiner doch Mr. Right sein muss. Frei nach dem Motto: »Steter Tropfen höhlt den Stein.« Dass der Fehler in der Gleichung bei ihnen selber liegt, nehmen sie nicht wahr.
Denn die Ansprüche steigen mit jedem Date. Es gibt keinen Raum mehr für Zwischentöne und Kompromisse. Warum auch? Schon morgen könnte einem Mr. Perfect gegenübersitzen. Wer gibt sich bei der Aussicht mit Mr. Right zufrieden?
Wie bei einem Vorstellungsgespräch reicht schon eine falsche Bemerkung, um aus dem Kreis der Bewerber auszuscheiden. Warum Mittelwege finden, wenn noch Hunderte Kandidaten auf den Daumenwisch nach rechts warten? Das ist schade, denn es geht so viel verloren durch dieses Massen-Dating.