Freudestrahlend nutze ich einen unaufmerksamen Moment meines Gesprächspartners aus und beginne mit der Geschenkeübergabe. Erst ein kleines, dann ein größeres. Nach und nach schiebe ich alles auf die andere Tischseite, was in meinen Geschenkerucksack Platz gefunden hatte. Ich fühle mich leicht. Ein schönes Gefühl, sich präsentieren zu können. Es ist ein bisschen wie reales Facebook. So hoffe ich bei jedem übergebenen Geschenk aufs Neue, dass ich ein Gefällt mir erhalte.
Ich bin zwar losgeworden, was ich geplant hatte, aber ich hatte nichts mitgenommen
Erst fühlte ich mich leicht, jetzt nur noch leer
Ich bemerke nicht, dass sich die Tischplatte langsam immer weiter nach oben bewegt. Mein Gegenüber kam nämlich auf die gleiche schlaue Idee wie ich und stapelte alle Kartons unter sich. Um meine Flut abzuwehren, begann er immer nachdrücklicher, auch sein mitgebrachtes Gepäck zu leeren. Am Ende dieses Dates konnte ich kaum mehr über die Tischkante blicken, so aufgetürmt lagen die Geschenke unter der Holzplatte.
Warum das Date weiterführen, wenn ich mein Gegenüber schon gar nicht mehr sehen kann? Unter dem Vorwand am nächsten Tag früh raus zu müssen, verabschiedete ich mich und verschwand. Während ich von Lichtkegel zu Lichtkegel der Straßenlaternen sprang, fühlte ich mich leer. Die Leichtigkeit, die ich nach der Übergabe meiner großen und kleinen Geschenke verspürte, hatte sich in Luft aufgelöst.
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