Nur nicht unter meinem Niveau!

Wir sehnen uns nach etwas Besserem und bekommen doch immer nur das Gleiche? Warum es gut ist, nicht nur nach dem hellsten Stern Ausschau zu halten, erklärt beziehungsweise-Autorin Christiane Lénard.

Ein wirklich ungewöhnliches Paar. Er ist Handwerker (so wie auch schon sein Vater und Großvater) und arbeitet angestellt in einem mittelständischen Unternehmen. Sie, die Universitätsprofessorin, stammt aus einer Familie, in der es nie auf Geld ankam, der Status stets gepflegt und Bildung immer hochgehalten wurde. Du sagst jetzt vielleicht, das kann nicht gut gehen. Oder du bezweifelst gar, dass es das gibt. Und damit liegst du in beiden Fällen nicht ganz falsch. Wir wollen uns die Sache mit der Bildung und dem Status bei der Wahl unseres Partners einmal genauer anschauen.

Die Partnerwahl ist auch heutzutage – obwohl sie formal als höchst individuelle Entscheidung angesehen wird – keineswegs zufällig. Sie folgt Präferenzen, sozialstrukturellen Bedingungen und normativen Vorgaben. So bilden sich bestimmte Heiratsmuster, die auch für gesamtgesellschaftliche Öffnungs- oder Schließungsprozesse von höchster Relevanz sind. Homogamie-Präferenzen und Homogamie-Regeln sind wichtige Begriffe in der soziologischen Erforschung der Partnerwahlprozesse.

Gleich und gleich gesellt sich gern

Das, was sich abstrakt anhört, lässt sich einfacher unter der Überschrift „gleich und gleich gesellt sich gern“ zusammenfassen. Homogamie bei der Partnerwahl bedeutet nichts anderes, als dass man einen Partner präferiert, der einem in Alter, Bildung, sozialem Status, Herkunft und Konfession ähnelt. Warum ist das so? Die einfache Erklärung ist, dass es so viel wahrscheinlicher ist, dass die Partner einander verstehen und mit ähnlichen Themen befassen. Somit sind auch Konflikte und Aushandlungsprozesse in der Beziehung womöglich viel seltener. Schnöde gesagt, wir lieben, was wir kennen und gehen gern den leichteren Weg.

Wenn man dies weiterdenkt, dann wird klar, was diese Partnerwahlmuster für eine Gesellschaft bedeuten. Schließungstendenzen werden aufrechterhalten und verstärkt. Die Akademikerin heiratet nur den Akademiker, der Arbeiter nur die Arbeiterin und der Typ aus der Großindustriellenfamilie nur die Tochter aus der Oberschicht. „An einer Dominanz statusgleicher Partnerwahl kann man außerdem die Abgeschlossenheit sozialer Schichten erkennen“ (Klein, 2000, S. 229). Man bleibt halt gern unter sich. Jetzt mag man vielleicht entgegenhalten, dass das sicher vor 20 oder 50 Jahren so war, aber heutzutage? Gerade bei der Onlinepartnersuche kann doch jede jeden finden. Ganz unabhängig von Bildung, Einkommen, Status und frei von Zeit und räumlichen Gegebenheiten. Gelegenheitsstrukturen werden quasi unendlich erweitert. Ja, das stimmt. Aber ohne nachhaltige Konsequenz für die Partnerwahl, wie wir sehen werden.


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