Schon ein paar Sekunden entscheiden
Und genau das lässt sich auch in Liebesdingen beobachten. Wo früher Herzlichkeit, Verlässlichkeit und gemeinsame Werte über das Zustandekommen einer Beziehung entschieden, sind heute häufig viel banalere Dinge von Bedeutung. Trägt er oder sie die richtigen Schuhe? Hängt er mit coolen Leuten ab, ist ihr Körperbau okay und macht der Job was her? Fragen, die über den wahren Kern eines Menschen so wahnsinnig wenig auszusagen vermögen und dabei doch so oft als erster Anhaltspunkt dienen für einen Wisch nach links oder rechts. Sie sind es, die darüber entscheiden, ob der potentielle Partner einem steht, die eigene Bedeutung durch bloße Anwesenheit aufzuwerten imstande ist.
Dabei gibt es doch auch im Kosmos des vermeintlich oberflächlichen Online-Datings so viel Wichtigeres zu entdecken: Wie beschreibt die Person sich im dafür vorgesehenen Kästchen selbst, welche Worte wählt sie und was steht zwischen den Zeilen? Welche Leidenschaften treiben sie an, wo liegen ihre Talente, was erwartet sie von der Zukunft, welche Rolle spielen Freunde und Familie? Lenkt man (zumindest) den (zweiten) Blick auf eben diese Dinge, bleibt einem garantiert eine Menge Dating-Frust erspart. Weil der Graben zwischen digitalem Wunschbild und Tageslicht-Realität so möglicherweise nicht so riesengroß klafft, wie wenn man lediglich die – ohnehin durchinszenierte – Optik über sein Lebensglück entscheiden lässt. Wer sich also ein bisschen mehr Zeit nimmt und mal hinter die Fassaden guckt, findet auch in unserer modernen Zeit möglicherweise den Menschen, der ihn nicht nur äußerlich optimiert, sondern rundum komplettiert. Und das wiederum würde auch Oma gefallen.