Ein außerdem bekanntes und von uns sehr geliebtes Klischee ist das „sich gemeinsam im Bad zusammen fertigmachen und gegenseitig schminken, neue Frisuren ausprobieren, um danach die gleiche Ausgehfrisur wie immer zu tragen und vor dem Spiegel zu den Backstreet Boys tanzen“. Helen und ich lieben das alles und weil der Sinn des Spektakels ja nicht unbedingt darin besteht, mit dem neu aufgemalten Gesicht im heimischen Wohnzimmer zu versauern, beschlossen wir am Samstagabend den Schritt vor die Tür und in die nächste Bar zu wagen.
Eine Bar, viele Leute und witzige Gespräche. Und Schnaps.
Es begann eigentlich wie ein normaler Freundinnen-Ausgehabend. Erste Bar, nette Leute, witzige Gespräche, zwei Runden Schnaps – auch da hält doppelt bekanntlich besser – dann weiter ins nächste Etablissement der Geselligkeit und: Tanzen.
Und das taten wir. Wir tanzten, wir lachten, wir sangen laut mit, rissen die Arme nach oben, wir liebten diesen Abend jetzt schon so sehr. Wir liebten einander, uns selbst, unsere Freundschaft und das Leben! Die Leute um uns herum lachten uns an, freuten sich über unsere Freude und ließen sich anstecken. Es war als würden wir alle etwas Gemeinsames feiern, obwohl wir uns nicht kannten und auch nicht wussten, was es genau zu feiern gab, aber das war egal. Es zählte nur das Hier und Jetzt, und dass es alle gut hatten. Und als ich mich so umsah, in die anderen glücklich tanzenden Gesichter sah, da wusste ich: heute ist eine dieser Nächte. Es war ein Gefühl, das in mir aufstieg und als ich in Helens strahlenden Augen sah, wusste ich, sie fühlt es auch. Wir fühlten uns frei. Hatten den ganzen Stress weggetanzt, keine Sorgen im Kopf und einfach nur Spaß!
Ich ließ meinen Blick durch die glückliche Bar streifen und er verfing sich in den Augen eines schönen Mannes, der sich gerade mit seinem Kumpel am Rande der Tanzfläche unterhielt. Unsere Blicke trafen sich. Sie sprachen keine Bände, aber sie gaben einen Ausblick auf ein aufregendes Kapitel, das uns möglicherweise bevorstand. Ich tanzte erstmal weiter, aber als ich kurze Zeit später an die Theke ging, um Helen und mir einen Drink zu bestellen, stand er bereits dort und nahm das Bier entgegen, das ihm die Kellnerin gerade reichte. Ich stellte mich direkt neben ihn. Er sah mich an und ich ihn. „Hi“, grinste er. „Hi“ strahlte ich zurück. „Wer bist du?“, fragte ich. „Tom. Und du?“ „Anna. Ich bin Anna.“