Sie wisse, dass ich ein toller Typ sei, aber sie hätte das trotzdem das Gefühl, dass ich am Ende eine Mogelpackung bin, dass ich gar keine eigene Persönlichkeit hätte, sondern nur eine zusammengezimmerte, die den Frauen gefallen soll, keine eigene Meinung, kein eigenes Leben. Das hat mir noch keine Frau gesagt, ich habe das erst strikt abgelehnt. Schließlich habe ich mir Gedanken darüber gemacht. Ich habe angefangen, mich mit dem Thema Liebessucht zu beschäftigen. Ich habe versucht, Franziska loszulassen, mich auf eigene Beine zu stellen, mich zurückzuhalten mit meinen Liebesbeweisen und meiner Beharrlichkeit. Ich wollte nicht mehr die ewig beleidigte Leberwurst sein. Franziska hat versucht, mich zu unterstützen, sie hat mich ermuntert, unabhängig von ihr zu werden, sie „trotzdem“ zu lieben. Aber ich habe es nicht geschafft, die Erkenntnis, dass Franziska recht hat, hat mein Verhalten nicht geändert, das Wissen blieb eine abstrakte Größe.” Nach einem halben Jahr sagt Franziska: „Ich kann nicht mehr. Du nimmst mir die Luft zum Atmen. Ich gehe.“
Heute will Sebastian nicht mehr nur gefallen
Sebastian seufzt: „Ich war am Ende, diese Trennung hat mich am im Innersten getroffen, aber es hatte sich auch etwas geändert, das heißt, ich war bereit für eine Veränderung. Mir war klar, dass ich die Verantwortung dafür trage, dass Schluss ist. Mir war klar, dass ich mit all meiner Perfektion nicht der perfekte Mann für eine Frau bin, sondern eine Nervensäge, dass ich eine Belastung bin.“
„Ich habe nach Franziska zum ersten Mal etwas anders gemacht, ich habe mich nicht in die nächste Beziehung gestürzt, ich habe mir Abstinenz verordnet. Ich habe keine Bücher mehr darüber gelesen, wie man Frauen erobert, sondern über Liebessucht. Es war keine Frage für mich: Abstinenz von Liebe und Beziehung ist das Beste, wenn man liebessüchtig ist. Ich begann eine Therapie, ich wollte herausfinden, wer ich bin, warum ich der Liebe hinterherjage wie der Teufel hinter der armen Seele.
Ich denke, es hat etwas mit meiner Kindheit zu tun. Die alte Geschichte, ich habe mich nicht geliebt gefühlt, ich musste immer etwas leisten, um geliebt zu werden von meinen Eltern. Ich möchte endlich lernen, mich selbst zu lieben, so wie ich bin – mit allen Mängeln. Meine Sehnsucht nach Liebe und nach einer Beziehung ist noch da, aber ich weiß, dass zwischen der normalen Sehnsucht nach Liebe und der Sucht nach Liebe ein gefährlich schmaler Grat ist. Ich habe ihn in der Vergangenheit überschritten. Ich will, dass ich jemanden auch frei sein lassen kann, ohne Freiheit keine Liebe.
Ich bin sicher, dass ich eine Frau glücklich machen kann, ich will mich nicht selbst verdammen für meine Sucht. Ich will sie annehmen und verwandeln. Ich möchte mit mir selbst glücklich sein, das ist mein tiefer Wunsch. Ich möchte nicht mehr, dass eine Frau mir Selbstwertgefühl gibt, ich möchte es mir selbst geben. Ich kann erst die Richtige finden, wenn ich für mich selbst richtig bin.“