Wenn der Wunsch nach Liebe übermächtig wird: Ein Fall von Liebessucht. Aufgeschrieben für beziehungsweise von der Liebesforscherin und Philosophin Birgit Ehrenberg
Sebastian ist ein richtig schöner Mann, groß, schlank, schwarze Haare, grüne Augen. Er hat einen guten Job als Ingenieur, er hat viele Interessen, reist gern, ist großzügig, lustig und fürsorglich. Ein Bild von einem Mann, eine „Schnitte“, die Frauen müssten sich um ihn reißen. Trotzdem verbringt Sebastian die meiste Zeit in seinem Leben allein, er ist der Prototyp des unglücklichen Singles. Erst finden die Frauen ihn zwar toll, beginnen eine Beziehung mit ihm, nach spätestens ein paar Monaten aber lassen sie ihn fallen wie eine heiße Kartoffel.
„Wenn mich mal wieder eine Frau verlassen hat, war meine größte Qual die Frage nach dem Warum“, erzählt Sebastian und schaut auf den Boden, als würde er sich dafür schämen. „Ich traute mich irgendwann kaum noch zu sagen, dass ich schon wieder sitzen gelassen wurde. Ich dachte, was wird meine Familie denken, was meine Freunde, meine Kollegen. Ich habe mir das Hirn zermartert, was ich falsch gemacht habe, was ich offensichtlich regelmäßig falsch mache, sonst würden mir die Frauen nicht weglaufen. Mir hat nie eine erklärt, was an mir verkehrt ist, vielleicht war ich es ihnen nicht wert“, sagt Sebastian traurig. Es fällt ihm unendlich schwer, über diese Dinge zu sprechen. Man spürt, dass er sich wie stigmatisiert fühlt.
Die Frauen laufen ihm weg
Sebastian atmet tief durch und spricht weiter: „Ich würde sagen, dass ich mich mit Frauen auskenne, dass ich weiß, was sie wollen. Ich habe viele Bücher darüber gelesen, wie Frauen ticken. Ich habe ihnen das Gefühl gegeben eine Göttin zu sein, ich habe ihnen Komplimente und Geschenke gemacht, ich habe ihnen deutlich signalisiert, dass ich es ernst meine, dass ich eine Familie gründen möchte.“