Thorsten Wittke hat seine eigene Methode, es beim ersten Date nicht zum Äußersten kommen zu lassen. Meistens funktioniert die auch. Eine Antwort auf Jule Blogts Beitrag: Sex beim ersten Date? Na klar!
Samstagabend. Date-Night. Ich bin nervös und stehe nackt vor dem Spiegel. Ein mehrstündiges Vollbad liegt hinter mir. Alle überflüssigen Haare sind entfernt und gestutzt. Ich stehe vor dem Spiegel, ziehe den Bauch ein und überlege was ich anziehe. Hemd, Jeans, Sneakers und Jackett ist klar. Aber was darunter? Die neuen, frisch gewaschenen Boxer-Shorts in schwarz. Auf ein T-Shirt drunter verzichte ich. Die Socken werden dreimal auf eventuelle Lochansätze überprüft. Ich schaue mich im Schlafzimmer um. Frische Bettwäsche aufgezogen und Kondome in der Nachttischschublade, alles in Ordnung. Gleich noch schnell den Rest der Wohnung checken, man hat schließlich nur eine Chance für einen guten ersten Eindruck und den will man ja schließlich nicht versauen.
Das ist der Moment an dem ich ins Stocken gerate. Was tue ich hier eigentlich? Es ist das erste Date. Ich habe ein paar Mal mit der Frau geschrieben, wir haben telefoniert und jetzt werden wir uns das erste Mal live und in Farbe gegenüberstehen. Warum bereite ich mich darauf vor, als wenn es heute zum Äußersten kommt?
Weil es schon mehr als ein Mal vorgekommen ist in der Vergangenheit. Nichts davon hat lange gehalten, sonst wäre ich ja nicht immer noch auf dem Markt der Möglichkeiten. Ich lernte jemanden kennen, hatte einen wunderschönen Abend mit Gesprächen und lautem Lachen. Irgendwann landete die Hand des einen in der Hand des anderen, gegenseitig tiefe Blicke in die Augen, Lippen trafen sich, Hände wurden unter Kleidungsstücke gesteckt und irgendwann wurde – wie auch immer – die Frage geklärt: „Zu dir, oder zu mir?“ Es folgte eine erotische, rauschhafte Nacht und wenn man in einem Bett gelandet war und niemand dringend wegmusste, auch noch ein sehr erotischer Morgen. Oder eben nicht. Manchmal wachte ich auf und fragte mich, was mache ich hier eigentlich? Wir haben letzte Nacht das Intimste geteilt was zwei Menschen teilen können und eigentlich weiß ich doch gar nichts über diesen Menschen. Sie ist mir in keiner Art und Weise vertraut und ich weiß nicht mal, ob sie Tee oder Kaffee zum Frühstück mag.
Ich will eine Beziehung die Bestand hat
Wir haben uns die Spannung und der Phantasie jeglichen Raum genommen. Die faszinierende Frage, wie es wohl im Bett miteinander ist, einfach schon beantwortet. Wir haben sieben Schritte übersprungen, statt langsam einen Fuß vor den anderen zu setzen und den Dingen ihren Lauf zu lassen. Beziehungen sollen sich entwickeln, langsam und voller Vorfreude. Also warum sich diese Vorfreude nehmen, in dem ich das größte Geheimnis quasi als erstes lüfte? Es ist doch viel schöner, sich näher zu kommen, Vertrauen zu entwickeln, Erwartungen zu wecken und aufzubauen. Noch mal eine, oder mehrere, Nächte allein zu liegen und sich zu wünschen der andere wäre da. Verlangen und Sehnsucht aufzubauen. Zum Telefon zu greifen, eine Nachricht zu schicken und genau das in Worte zu fassen, auch morgens um 3 Uhr.