Kling, Alarmglöckchen, kling

Wir wünschen es uns doch irgendwie alle. Beim Ausgehen mit der besten Freundin, Tanzen, Feiern, Flirten, geht sie kurz zum Rauchen und hoppla – schleppt sie Ihnen von irgendwoher Ihren absoluten Traumprinzen an

So geschehen vor zwei Jahren: Wir kamen ins Gespräch, er lächelte, flachste mit mir herum und – ja, ich bin da echt anfällig – schnell verschwamm alles um uns herum und ich hatte nur noch Augen für ihn. Gleich darauf aber das erste Alarmglöckchen, das ich im Hintergrund hätte hören müssen: Als geübte Singlefrau versuchte ich aus ihm herauszubekommen, ob er ebenfalls alleinstehend sei, aber anstatt dass mich wie ein Pistolenschuss „Ich bin Single“ traf, waberte mir nur schwerfälliges Rumgedruckse entgegen. In diesem magical moment ignorierte ich das natürlich ganz klar und klopfte es wie einen lästigen kleinen Käfer von der Bluse. Bald musste er sich verabschieden und verließ, ohne mir seine Nummer dazulassen (nächstes Glöckchen!!!), die Party.

Tja, dachte ich, was Recht ist, kommt wieder.

Genauso geschah es. Ein paar Monate später, kurz vor Weihnachten, stolperte ich in einer Freizeit-App über sein Profil. Und weil ich mir ja immer Mühe gebe, keinen Fettnapf auszulassen, ließ ich ihm eine Nachricht zukommen, ob er denn Lust hätte, mit mir und ein paar Freunden ganz ungezwungen auf dem Weihnachtsmarkt ein paar Glühweine zu vernichten. Und ja, hatte er! Gut gelaunt trafen wir uns zu viert an einem Sonntagabend. Da bekam ich auch aus ihm heraus, dass er seit zwei Monaten Single war (rein rechnerisch einen Monat nach unserem ersten Zusammentreffen bei der Party – *KLINGEL-LING*!) und angeblich komplett mit seiner Ex-Freundin abgeschlossen hatte. Mit Sternchen in den Augen kaufte ich ihm das alles ab und so nahm es seinen Lauf.

Der Weihnachtsmarktbesuch war sehr lustig und wir trafen uns wieder. Zum Kino. Es wurde ein unglaubliches erstes Date. So ging es weiter, wir verbrachten sogar Silvester zusammen, mit dem klassischen ersten Kuss um Mitternacht, gingen Skifahren, verbrachten aufregende Nächte miteinander und dann aus heiterem Himmel (*fast! Ich erspare Ihnen erst mal weitere 50 Trilliarden Alarmglöckchen, vor denen ich mir in der Zwischenzeit die Ohren zugehalten hatte – Sie kennen sie alle) *BOOOM!*… und da war es wieder, das Herumdrucksen. Ich ahnte es. Immer wieder ließen mich nun seine Aussagen erahnen, wie sehr ihn seine letzte Beziehung verletzt haben muss und dass er es vor allem immer noch war. Ich versuchte, mich rauszuhalten und nicht nachzubohren, denn oft genug versuchte er mir glaubhaft zu machen, dass das mit mir ja alles nichts zu tun habe (raten Sie mal – *KLINGEL-LING*!).

Klar, was mit mir längst geschehen war: Ich war den frisch geschlüpften Schmetterlingen in meinen Bauch und ihm längst aufs Schlimmste verfallen. Natürlich traf es mich wie ein Schlag und wie es meinem Naturell eben entspricht, kämpfte ich um ihn. Manchmal ganz fair, manchmal mit ein bisschen Um-Den-Finger-Gewickel und manchmal ließ es sich nicht vermeiden, dass Tränen im Spiel waren.

Irgendwann hatte ich die Nase voll, war die Tränen satt und hatte den Mut, auszusteigen. Viel zu spät natürlich. Mir ging es hundeelend. Ich war ziemlich verliebt und er sprach auf einmal von Freundschaft, weil ich doch „so eine tolle Frau“ bin, „mit der man so viel Spaß haben kann“. Nix da. Feierabend!

Im Nachhinein gab es also unfassbar viele Alarmglocken, die ich hätte hören, und Ausstiegsmöglichkeiten,  die ich hätte nutzen sollen.

Das Herz ist taub für Alarmglocken

Wenn man sich nur einen Pfifferling wert ist, beachtet man diese Warnsignale:

  1. Bei der ersten Frage, ob er Single ist, kamen als Antwort schwammige Aussagen statt Klartext.
  2. Beim erneuten Versuch, etwas über seinen Familienstand herauszufinden, kam als Antwort „Single…“, gefolgt von einem traurigen Blick auf den Boden und einem Kommentar, der übersetzt etwas Ähnliches wie „Mich will ja eh keine“ bedeuten sollte.
  3. Er meldete sich manchmal mit größerem Zeitabstand. Mal ein paar Tage Funkstille, dann wieder eifersüchtiges Geklammer und nächtelanges SMSen.
  4. Herumdrucksen und Zögern bei Fragen nach dem nächsten Wiedersehen.
  5. Übertrieben verschleierte Kommentare oder völliges Abriegeln bei Fragen zur letzten Beziehung bis hin zum Verschweigen sämtlicher Infos (z.B. Namen der Ex-Freundin)
  6. Immer wieder Phasen mit extrem schlechter Laune oder Niedergeschlagenheit
  7. Stundenlange Telefonate und Beratschlagen, wenn die Ex-Freundin mal wieder auf der Bildfläche aufgetaucht ist.
  8. Er war die ganze Zeit über weiterhin mit einem Profil auf einer Dating-Seite vertreten
  9. Am Ende befasste er sich sogar ganz offen damit, seine Ex noch einmal wiedersehen und mit ihr sprechen zu wollen
  10. Doch die allerlauteste Alarmglocke, die ich niemals hätte ignorieren sollen: Mein Bauchgefühl und mein Kopf sagten mir die ganze Zeit über „Da stimmt was nicht!“

Aber raten Sie mal, wer am Ende meistens die Oberhand behielt: mein taubes Herz.

Bitte tun Sie sich also beim Kennenlernen des nächsten potentiellen Partners einen echten Gefallen: Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl, es hat so oft Recht. Das ist wie mit Engel und Teufel auf der Schulter, nur dass man den kleinen, weißen Taugenichts in diesen Momenten einfach locker flockig herunterschnipsen sollte. Hat man mal ansatzweise das Gefühl, da ist was faul und das vielleicht auch noch ein zweites Mal: raus aus der Situation! Rette sich, wer kann! Überwindet man sich hier auch nur ein bisschen zu spät, ist es um einen geschehen und es tut, je später man die Sache abbricht, nur noch mehr weh.

Ich drücke Ihnen die Daumen, dass der nächste Prinz oder die nächste Prinzessin keine frisch getrennt lebende, gebeutelte Gestalt ist, sondern jemand, der sich und Ihnen zuliebe seine letzte Beziehung aufgearbeitet und abgeschlossen hat. Sie haben es verdient!


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