Wenn es nicht gleich zu Beginn richtig funkt, dann wird aus der Begegnung auch keine Beziehung. Viele Singles erwarten genau das. Manche sabotieren sich durch diese Überzeugung jedoch die Chance auf eine Liebe, die noch Luft nach oben hat und wachsen kann
Zunächst ist da die Frage: Gibt es Liebe auf den ersten Blick? Der Beziehungsforscher Bernhard Murstein nannte die Liebe auf den ersten Blick: Einen Mythos. Und von Bernhard Shaw stammt angeblich der Satz: Die Liebe auf den ersten Blick ist so treffsicher wie eine Diagnose basierend auf Händedruck.
Nach meiner Erfahrung würde ich die Wahrheit irgendwo zwischen dem zweiten und dem fünften Blick verorten. So beschreibt die Mehrheit der Langzeitpaare nämlich ihr Kennenlernen. „Beim dritten Mal wusste ich: Das ist er“, sind typische Sätze. Die Erklärung hierfür: Für viele der “Liebe auf den ersten Blick”-Paarungen erweist sich sexuelle Anziehungskraft als Grundlage und die Partnerschaft hält einfach nicht lange.
Aber es gibt die Liebe auf den ersten Blick zweifellos. Und sie ist wunderschön. Was in unserem Gehirn in einem solchen Moment passiert, ist ein ziemlich kräftiger, körpereigener Drogenrausch. Die Evolution hat dafür gesorgt, dass sich der wundervoll anfühlt. Allerdings ist ein solch verzückter Verstand nicht sonderlich zuverlässig. Im Gegenteil, unter Einfluss von Liebeshormonen treffen Menschen erwiesenermaßen falsche und schlechte Entscheidungen.
Sexuelle Anziehungskraft ist ein wichtiger Part beim Verlieben. Doch für eine dauerhafte Beziehung braucht es noch mehr. Ich kenne es aus der Beratung: Wer beispielsweise immer an die Falschen gerät, erliegt häufig einem nicht erfolgreichen Beuteschema. Man fühlt sich von Partnern angezogen, von denen man weiß, dass sie einem nicht gut tun, aber sie sind einfach zu faszinierend und anziehend. Es wirkt der Drogenrausch der Verliebtheit.