Hilfe, bitte nicht vollquatschen beim Date!

Er redet und redet und redet. Jahrelang wurde unsere Autorin Bianka Echtermeyer bei Dates dauerberieselt. Um nicht länger an sich zu zweifeln, ging sie den Gründen nach, warum Männer so viel quatschen

Wenn ich an Dates denke, die ich früher hatte, ergreift mich noch heute etwas Panik. Vor allem wegen einer Sache – gut, eigentlich wegen zwei Sachen, denn nervös war ich meistens auch.

Meistens war ich frustriert, weil ich auf ersten Dates hauptsächlich zuhören musste. Ich habe nichts gegen Zuhören, das mache ich sehr gern. Aber ich bin kein guter Monolog-Zuhörer, besonders nicht bei fremden Menschen. Man lernt sich doch am besten bei einem Gespräch kennen, oder nicht? Wenn beide etwas erzählen, Witze machen und man schaut, wie man zusammen schwingt?

Aber merkwürdigerweise war es bei mir fast immer anders. Es gab bei meinen Dates immer diesen „Turning point“, den Zeitpunkt, bei dem die Männer auf einmal anfingen, wie ein Wasserfall zu reden. Das Themen waren dabei scheinbar irrelevant: Ich habe zugehört, wie Flugzeuge aufgebaut sind, wie man Firmen berät, wie die Waffenlobby in den USA die Politik unterwandert oder wie man Hühner mit einem Beil schlachtet. Nicht, dass ich vorher ein leises Interesse an diesen Themen angedeutet hätte.

Es war wie ein Fluch und sobald dieser Monolog startete, habe ich nur gedacht: Oh weh! Nein!

Natürlich habe ich mich immer gefragt, was ICH falsch machen könnte. Wirke ich zu still? Gucke ich zu skeptisch, dass man mich beeindrucken will? Suche ich mir einfach immer Viel-Redner aus?

Als ich das Buch „Männer verstehen für Dummies“ während meiner Arbeit in die Hände bekommen habe, ist mir endlich ein kleines Licht aufgegangen. Grob zusammengefasst meint der Autor, dass für Männer sowieso erst einmal das Aussehen einer Frau entscheidend sei. Und das präsentiere die Frau ja quasi ohne Worte. Aber da ein Mann nicht voraussetze, dass sein Aussehen umgekehrt auch so einen hohen Stellenwert habe, rede er über seine Vorzüge. Und manchmal eben auch etwas zu viel.

Trotzdem hat es mich traurig gemacht, dass sich Männer scheinbar so wenig für mich interessiert haben. Bei einem Abend mit viel Wein habe ich einmal meinen Mut zusammengefasst und einen Freund gefragt, der als Paartherapeut arbeitet. Doch der lächelte nur und meinte, ich solle geduldig sein und den Männern beim ersten Date noch nicht jede soziale Kompetenz aberkennen. Sie stünden unter Adrenalin, wenn sie eine Frau beeindrucken wollen. Und wenn sich eine Gesprächspause ergebe oder das Gegenüber gelangweilt gucke, hätten sie das Gefühl, sie könnten die Frau verlieren. Das Reden sei damit auch ein Versuch, die Angebetete an sich zu binden.

Ja, das könnte ein Begründung sein: Geduld – und die Einsicht, dass Wasserfallmonologe auch eine Art Kompliment sein können. Aber trotzdem muss ich sagen, dass es bei den richtigen Männern am Ende immer anders war: Sie haben zwar auch viel geredet, aber genauso gefragt und sich interessiert. Ein Unterschied, den ich höflich und aufmerksam finde. Darum ist aus einem „Dauerquatscher-und-niemals-Zuhörer“ ist auch niemals ein Freund geworden.


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