3. Läuft doch alles perfekt – oder?
ER und SIE haben es geschafft: Die Hochzeit war traumhaft, das Reihenhaus wurde schon zu einem Drittel abbezahlt und der Nachwuchs ist ganz okay geraten. Jetzt gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Sie haben sehr viel in Ihrem Leben richtiggemacht – oder sehr viel falsch.
a.) Sie sind ein Mann, der weiß, was er will und offenbar die Frau gefunden hat, mit der er genau diesen Weg gehen kann. Eine Win-Win-Situation. Sie inspirieren sich gegenseitig, begehren einander und benötigen die Spielchen und Manipulationen bedürftiger Menschen nicht. Sie haben Selbstverantwortung übernommen. Ihre Beziehung fühlt sich leicht und frei an. Vertrauen und Respekt sind derart selbstverständlich, dass Sie darüber gar nicht nachdenken müssen. Denn Sie wissen: „Ich bin gut und richtig, so wie ich bin; und du bist gut und richtig, so wie du bist; und wir beide passen einfach zusammen.“ Chapeau!
b.) Die (zweifellos) feste Beziehung ist geprägt von wechselseitiger Abhängigkeit in einem ungesunden Sinne. Das heißt: Sie brauchen einander, und dieses Einander-Brauchen ist stärker als das Einander-von-Herzen-Wollen. Der andere ist ein liebgewordener Platzhalter geworden, der primär eine Funktion erfüllt: Man braucht den jeweils anderen, um eigene seelische Dysbalancen auszugleichen. Zugleich ist die Angst vor der Auflösung dieser Konstellation riesig. An der Beziehung wird auch dann noch festgehalten, wenn ein Partner (oder beide) schon längst an ihr leidet. Wenn das bereits seit Jahren so läuft, ist wohl die oben erwähnte Ausnahme eingetreten – SIE braucht einen bedürftigen Partner. Also: Beide sind bedürftig.
Sollten Sie sich jetzt Sorgen machen, obwohl beide doch offenkundig das „gefunden“ haben, was sie suchten? Ja, und zwar sehr große Sorgen.
Fortsetzung folgt demnächst als „Warum wollen Frauen (eigentlich) keine bedürftigen Männer?“