Ich hatte viel Spaß, schloss viele Freundschaften, reiste in ferne Länder – erlebte das ganze Drum und Dran des glücklichen Singlefrauendaseins. Aber mein Liebesleben, sofern es überhaupt existierte, war eine Mischung aus lahmen Verabredungen, seltsamen Knutsch-Sessions und zwei Monate dauernden »Was-war-das-eigentlichs«.
Währenddessen verliebten sich die Menschen um mich herum, als ob nichts weiter dabei wäre. Sie zogen zusammen, heirateten, bekamen Kinder – und das oft ohne einen einzigen Yogakurs! Ich begriff es einfach nicht. Ich war doch diejenige, die all die Bücher las. Ich war diejenige, die sich ihren Problemen stellte.
Während eines Besuchs bei einer Freundin in Oregon erreichte meine Frustration ihren Höhepunkt. Sie lebte damals mit ihrem süßen, netten Musiker-Freund in einem Zwanziger- Jahre-Bungalow am See. Ich war extrem neidisch. Aber noch mehr als das war ich perplex – warum passierte das nie mir? Ich ließ die ganze Woche über meinen Frust raus, klagte darüber, wie unfair das Leben sei, und dachte laut darüber nach, was mit mir nicht stimmte. Meine Freundin war natürlich nach einer Weile ziemlich genervt.
»Du wirst niemanden finden, solange du nicht mit dir selbst ins Reine kommst«, meinte sie.
Ich kapierte es nicht – was dachte sie denn, was ich die ganze Zeit getan hatte? Und was war das überhaupt für eine Vorstellung, dass Selbstverwirklichung eine Voraussetzung für eine Beziehung sei? Ich kannte jede Menge glücklich verheirateter Paare, die ganze Wagenladungen von Blockaden mit sich herumschleppten. Wenn jeder erst »mit sich ins Reine« kommen müsste, um einen Partner zu finden, wäre die Menschheit schon längst ausgestorben.
Wie ich später erfuhr, sind diese Argumente wissenschaftlich untermauert. Der Psychologe John Gottman von der University of Washington (ein Heiratsforscher, der dafür bekannt ist, dass seine Prognosen in Bezug auf die Scheidungswahrscheinlichkeit frisch verheirateter Paare mit 91-prozentiger Sicherheit zutreffen) hat festgestellt, dass alltägliche Neurosen den Erfolg einer Ehe nicht behindern.
»Man könnte vermuten, dass Menschen mit Blockaden nicht für die Ehe geeignet seien«, schreiben er und sein Co-Autor Nan Silver in Die 7 Geheimnisse der glücklichen Ehe. »Aber in wissen- schaftlichen Studien konnte nur ein marginaler Zusammenhang zwischen verbreiteten Neurosen und der Wahrscheinlichkeit, sich zu verlieben, nachgewiesen werden. Der Grund: Wir haben alle unsere kleinen Verrücktheiten – Dinge, mit denen wir nicht völlig rational umgehen können. Aber diese Dinge stehen einer Ehe nicht im Weg. Der Schlüssel zu einer glücklichen Ehe ist nicht eine ›normale‹ Persönlichkeit, sondern jemanden zu finden, zu dem man passt.«