Früher habe ich mich bei jeder neuen Liebe gefragt: „Wird dieses Glück von Dauer sein?“ Heute bin ich dankbar für jeden besonderen Augenblick, wenn beide diese tiefe Vertrautheit spüren. Erotik gehört für mich unbedingt dazu. Küsse erzeugen Nähe. Sex lässt mich alles um mich herum vergessen. Endlich habe ich den „Off-Schalter” in meinem Hirn gefunden. Nur in diesem Moment kann ich mich fallenlassen. An schwierigen Tagen, wenn sich wieder Zweifel breitmachen, gibt es wenig Raum für die Lust. Ich bleibe auf Distanz und schweige. Anders als früher dauert diese negative Stimmung nicht an. Vielleicht wird diese Beziehung nicht ewig halten, aber jetzt fühlt sie sich echt an. Darauf sollte ich bauen und Risiken eingehen. Was habe ich denn zu verlieren? Aber diese Erkenntnis reicht nicht aus, um sorgenfrei nach vorne zu schauen. Ich erlebe immer wieder diese Schwankungen, diese innere Zerrissenheit, die mein Selbstwertgefühl frontal angreift. Ich höre die grausame Stimme eines imaginären Dämons, der leise flüstert: „Du hast keine Liebe verdient“. Schlaflose Nächte zermürben mich erneut.
Ich werde nicht versuchen, Liebe zu erzwingen
Es klingt wie ein Paradoxon, aber mit zunehmendem Alter bin ich optimistischer geworden. Wir sind alle nur auf der Durchreise, eine banale Weisheit, die uns im Alltag oft helfen könnte, dankbarer zu sein. Die Zeit, die mir bleibt, ist knapp und kostbar. Freude teilen, Zärtlichkeiten austauschen und Verständnis zeigen. Als ich jünger war, verletzte mich jede gescheiterte Beziehung tief. Ich gab lieber zu, dass ich wieder viel falsch gemacht hatte, nur um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen. „Es sollte nicht sein, aber beim nächsten Mal wird alles anders“, das habe ich mir lange eingeredet.
Heute habe ich gelernt, Muster zu erkennen und rechtzeitig gegenzusteuern. Es wird mir nicht gelingen, alle meine Probleme zu lösen. Ich werde mich weiterhin mit meiner lieblosen Kindheit auseinandersetzen müssen. Ich werde nicht verhindern können, dass sich Gefühle verändern. Ich werde nicht versuchen, Liebe zu erzwingen. Aber ich kann den Dialog immer wieder suchen. Das Alleinsein ist mir vertraut und erscheint mir manchmal immer noch als eine Art Rettung. Wenn ich ernsthaft daran arbeite, Konflikten nicht mehr aus dem Weg zu gehen, werde ich nicht als Eremit enden. Die wichtigste Erkenntnis: Es ist nie zu spät. Irgendwo ganz tief in meinem Herzen ist viel positive Kraft vorhanden. Sie wartet geduldig und möchte endlich wachgeküsst werden.
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